Bestand ED 414 - Frank, Herbert

Bereich "Identifikation"

Signatur

ED 414

Titel

Frank, Herbert

Datum/Laufzeit

  • 1909-1961 (Anlage)

Erschließungsstufe

Bestand

Umfang und Medium

Bereich "Kontext"

Bestandsgeschichte

Abgebende Stelle

Bereich "Inhalt und innere Ordnung"

Eingrenzung und Inhalt

Die Überlieferungsgeschichte Die Überlieferungsgeschichte wie auch die ursprüngliche Gliederung des Nachlasses von Herbert Frank ließen sich zum einen aus den vereinzelten Spuren dieser Gliederung, seien es Hinweise in den Frankschen Korrespondenzen, Mappenbeschriftungen und -inhalte oder auch Archiv-Verzeichnisse, und zum anderen durch Auskünfte der Töchter Franks, von Hermann Weiß, Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ), bzw. durch die Korrespondenzen zwischen dem IfZ und dem Institut für Kommunikationswissenschaften (IKW) rekonstruieren. Bis 1929 sammelte sich durch die politischen und privaten Aktivitäten Herbert Franks ein kleiner, unsystematisch ausgewählter Grundbestand an Dokumenten an. Die Korrespondenz bildete, wie auch in den folgenden Jahren, den größten Posten, da Frank nahezu täglich Kontakt zu seinem Vater, Fritz Frank, und den Bekannten aus dem jeweiligen politischen Umfeld, später auch zu Ludendorff, suchte. 1929 übernahm Frank als Landesleiter West des "Tannenbergbundes" kleine Teile der Handakten seines Amtes in sein Privatarchiv, um sich in seine Führungstätigkeit einzuarbeiten. In den folgenden Jahren sammelte er sukzessive Korrespondenzen, Propagandamaterialien, Exzerpte und allgemeine Verwaltungsunterlagen seiner Funktionärstätigkeit und darüber hinaus in einem eigenen Bestand, der im folgenden "Zeitungssammlung" genannt werden soll, Zeitungsartikel und Materialien zu bestimmten Themen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Diese Sammlung basierte überwiegend auf einer unsystematischen und sporadischen Zeitungsauswertung während der Jahre 1930-1932. 1932 überführte Frank Teile der Unterlagen seiner Schriftleitertätigkeit beim Tecklenburger "Landboten" und als Gauleiter des Osnabrücker "Tannenbergbundes" in sein Archiv. Ähnlich übernahm er zwischen 1933 und 1936 auch eine Auswahl an Dokumenten der Schriftenvertretung des Ludendorff-Verlages. Spätestens ab Anfang 1933 orientierte Frank seine Zeitungssammlung an der entsprechenden Archivgliederung der Landesleitung Nord des "Tannenbergbundes". Dies dokumentieren die originalen Beschriftungen eines kleineren Teiles der Sammlung (vgl. das entsprechende Verzeichnis "Gliederung des Kampfstoffes für die Kartotheken und Sammelmappen" der Landesleitung Nord, Bd. 54). Daneben existiert im Nachlass ein kleiner, stark fragmentierter Bestand an Verwaltungsakten dieser Landesleitung aus den Jahren 1932/33. Entweder hatte Frank 1933 deren Archiv zum Teil übernommen, vermutlich um der Beschlagnahmung durch die Gestapo zuvorzukommen, oder er hatte sich nur allgemein an deren Archivgliederung orientiert und die genannten Verwaltungsunterlagen im Zusammenhang mit seiner Rednertätigkeit für die Landesleitung Nord erhalten. Im April 1933 endete die Zeitungsauswertung für die meisten Themengebiete. Nur wenige Mappen wurden weiterhin bis 1934, maximal bis Spätherbst 1937, bestückt. Über die Motive Franks für diesen Abbruch läßt sich nur mutmaßen. Zum einen wuchs ab Frühjahr 1933 der staatliche Druck auf den "Tannenbergbund" [s.u.]. Zum anderen kehrte Frank 1936 aufgrund seiner finanziellen Lage (der "Ludendorffsche Volkswarte-Verlag" (LVV) hatte sein Einkommen als Schriftenvertreter gekürzt [s. NL Frank, Bd. 73: Frank an Fritz Hugo Hoffmann v. 7.5.1937]) und einer gewissen Enttäuschung über Ludendorffs internen Führungsstil [s. NL Frank, Bd. 72: Frank an Gerstenberg v. 20.10.1936] in seinen ursprünglichen Beruf als Verhüttungsingenieur zurück und der "Tannenbergbund" wie auch Frank selbst verloren im Dezember 1937 durch den Tod Ludendorffs ihre entscheidende Motivations- und Integrationsfigur. Irgendwann zwischen 1933 und 1945 entfernte Frank aus seinen Unterlagen nahezu die gesamte Korrespondenz mit Ludendorff und mit dem LVV sowie einige andere Dokumente seiner Tätigkeit für den "Tannenbergbund" 1933-1945; vermutlich suchte er sich und die Unterlagen vor dem Zugriff der Gestapo zu schützen. Es handelte sich dabei um ein Fotoalbum anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel am früheren Wohnhaus General Ludendorffs in Düsseldorf am 9.7.1939, die dreibändigen handschriftlichen Memoiren Franks, 11 Mappen mit "Tannenbergbund"-interner Korrespondenz 1932-1940, eine Mappe mit Vortragsunterlagen zum "Lebenskundeunterricht" 1941/42 und drei Broschüren. Diese Unterlagen, im folgenden Nachtrag zum Nachlass Frank genannt, wanderten später auf den Frankschen Speicher und wurden erstmals wieder 1999 durch die Nachkommen gesichtet. Nachdem sich im Nachtrag keinerlei persönliche Unterlagen fanden, hatte Frank diese Unterlagen wohl nicht erst zu dem Zeitpunkt, als er sein Archiv an Dritteübergab, um ihres besonderen Erinnerungswertes willen entnommen, sondern tatsächlich angesichts der Gestapo-Bedrohung. Nach Kriegsende 1945 strukturierte Frank seine Zeitungsartikelsammlung ein zweites Mal um, erweiterte sie durch neue Themengebiete (vgl. auch "Inhaltsverzeichnis Ludendorff-Archiv", Bd. 97) und begann erneut mit der sporadischen Presseauswertung. Diese endete endgültig mit dem Jahr 1957, verlor jedoch schon ab 1950 erheblich an Intensität. Gleichzeitig übernahm Frank während seiner Tätigkeit für verschiedene regionale Tannenbergbund-Nachfolgeorganisationen Teile der jeweiligen Korrespondenzen und Verwaltungsunterlagen in sein Privatarchiv. Entweder nach dem Abbruch der Sammlungstätigkeit Franks oder unbestimmte Zeit nach seinem Tod 1972 wurde ein Teil der Akten, mit Ausnahme des Nachtrags, von unbekannter Seite in ihrem Originalzusammenhang gestört, viele Dokumente aus ihrer ursprünglichen Ordnung herausgenommen und in Mappen mit unpassender Beschriftung umsortiert. Möglicherweise geschah dies, als der Nachlass zu einem unbekannten Zeitpunkt innerhalb der Dienstzeit Karl d´Esters dem Institut für Zeitungswissenschaften, dem heutigen IKW übergeben wurde. Das Institut überführte zunächst die Zeitungssammlung in Hängeordner. Dabei wurde zwar die Beschriftungen der Originalmappen übernommen, jedoch zugleich die Reste der Frankschen Archivgliederung aufgelöst und die Ordner neugewählten sachthematischen Begriffen zugeordnet, wie Kultur, Persönlichkeiten, Politische Gruppierungen, Judentum, Kirchen. Als das erste Zehntel der Akten der Funktionärstätigkeit ebenfalls in Hängeordner verteilt worden war, wurde dieser Vorgang gestoppt. Vermutlich erschien die Rekonstruktion der Originalgliederung des Nachlasses wegen der häufigen Differenzen zwischen Inhalt und Titel bzw. Beschriftung der Mappen zu zeitaufwendig und in keiner Relation zum tatsächlichen Nutzen und den Interessen der Benutzer des Institutsarchivs. Der Nachlass verblieb nun in seinem "halbsortierten" Zustand. Mitte der 1960er Jahre wurde ein Teil erstmals von der Forschung genutzt und diente der kommunikationswissenschaftlichen Arbeit von Gert Borst als wesentliche Grundlage [Gert Borst, Die Ludendorff-Bewegung 1919-1961. Eine Analyse monologer Kommunikationsformen in der sozialen Zeitkommunikation, Diss. München 1969]. Im April und Juli 1994 übereignete das IKW dem IfZ den größten Teil des zu dem Zeitpunkt als "Sammlung Ludendorff" benannten Nachlasses. Beim IKW verblieben einige zeitgenössische Schriften und Monographien. Von unbekannter Seite gelangte eine weitere Mappe mit der Korrespondenz zwischen "Ludendorffs Volkswarte" (LVW) und dem Reichspropagandaministerium 1938/39 zum Nachlass. Die Herkunft dieser Mappe bleibt ungeklärt, sie zählt jedoch vermutlich nicht zum Nachlass Frank. Das IfZ begann die Bearbeitung des Nachlasses im Sommer 1998 und beendete diese im Dezember 1999 mit der Rekonstruktion der ursprünglichen Gliederung des Frankschen Archivs nach dem Stand der Jahre 1945-1950. Im Sommer 1999 trat das IfZ mit den Töchtern Herbert Franks in Kontakt und erhielt von diesen den o. gen. Nachtrag in Kopie übereignet. Der Nachlass umfasste vor der Bearbeitung durch das IfZ inklusive Nachtrag sechs laufende Meter, bzw. 266 Mappen der Zeitungssammlung und rund 110 Mappen (oder Aktenordner) der politischen und privaten Aktivitäten Herbert Franks. Letztere sind durch Dokumente, Korrespondenzen und handschriftliche Notizen eindeutig als Handapparat bzw. Privatunterlagen Franks identifiziert. Dies gilt auch für die Zeitungssammlung, an die sich auch die Nachkommen Franks erinnerten, da ein Großteil der Zeitungen und Schriften Franks Postadresse, handschriftliche Notizen und seine zweifarbigen Textunterstreichungen trugen. Bereits das IKW betrachtete den Nachlass als geschlossenen, zusammengehörigen Bestand. Daher gehören sämtliche, dem IfZ übergebenen Unterlagen, bis auf die genannte Mappe, zweifelsfrei zum Nachlass Frank und nicht zu einer "Ludendorff"-Sammlung anderen Ursprungs, etwa dem Archiv des Ludendorff-Verlages [Dieses Archiv war zumindest noch im Mai 1934 intakt: Vgl. NL Frank, Bd. 55: Frank an Archiv des Ludendorff-Verlages v. 27.5.1934]. Größere Lücken ergeben sich durch das Fehlen der Privatkorrespondenz für das Jahr 1935, der Materialien zu Franks NSDAP-Aktivitäten 1923-1925 und der politischen Unterlagen nach 1950. Innerhalb der Zeitungssammlung fehlen die drei, unter den Stichworten "Freimaurer/Ausländische Logen", "Marx Karl" und "Wiking" im Frankschen Verzeichnis aufgeführten Mappen. Die Bedeutung des Nachlasses Der Nachlass bietet eine erhebliche Menge an Informationen zum "Wiking-Bund" (BdW) und zum "Tannenbergbund" (TBB). Der BdW war im Mai 1923 aus der "Organisation Consul" (OC) entstanden und wurde von Offizieren der ehemaligen "Brigade Ehrhardt" geführt [s. zum folgenden: Kurt Finker, Tannenberg-Bund. Arbeitsgemeinschaft völkischer Frontkrieger- und Jugendverbände 1925-1933, in: Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789-1945), Hg. Dieter Fricke u.a., Bd. 4, Leipzig 1986, S. 180-183; ders., Bund Wiking 1923-1928, in: Ebd., S. 368-373]. Bereits die OC hatte wesentlichen Anteil an terroristischen Mordanschlägen auf hochrangige Politiker der Weimarer Republik, darunter Rathenau und Erzberger. Dieselbe Radikalität prägte auch den elitären antisemitischen Wehrverband BdW. Dieser setzte sich unter seinem Leiter, dem ehemaligen Marineoffizier und Freikorpsführer Hermann Ehrhardt, die radikale Bekämpfung der Arbeiterbewegung, die Beseitigung der parlamentarischen Republik durch eine autoritäre Rechts-Diktatur und die Vorbereitung einer Revanche des verlorenen Ersten Weltkrieges zum Ziel. Entsprechend engagierte sich der Bund 1923 für die Staatstreichplanungen der bayerischen Regierung Kahr. Die 1925 reaktivierten Umsturzpläne führten schließlich zum Verbot des Bundes im Mai bzw. Oktober 1926 in Preußen bzw. Hessen und ab Mai 1927 auch in Sachsen. In diesen Ländern agierte der Bund fortan illegal weiter, bis er nach erneuten polizeilichen Ermittlungen von Ehrhardt im April 1928 reichsweit offiziell aufgelöst wurde. Der aggressiv antisemitische und kirchenfeindliche TBB wurde im September 1925 vom ehemaligen Leiter der deutschen Obersten Heeresleitung im Ersten Weltkrieg, General Ludendorff, gegründet. Der Bund verfolgte ähnliche Ziele wie der BdW und strebte die systematische Vorbereitung der deutschen Bevölkerung auf einen weitgreifenden Raumeroberungskrieg an. Der TBB trug nur anfänglich Züge eines Wehrverbandes und unterschied sich mit seinem charakteristischen dreipoligen Feind- und Weltbild von allen anderen völkisch-rechtsradikalen Organisationen. Das "Judentum", die katholische Kirche, insbesondere der Vatikan und der Jesuitenorden, sowie die Freimaurerei wurden summarisch als subversive "überstaatliche" Gebilde interpretiert, die sowohl national als auch international nach der "Machtergreifung" strebten. Der Bund unterstand dem "Schirmherrn" Ludendorff und einem von ihm ernannten Bundesführer [s. zum folgenden: Borst, S. 133f., 186; NL Frank, Bd. 27-71: Korrespondenzen und Verwaltungsunterlagen Franks 1929-1933]. Das Reichsgebiet und Österreich waren auf elf bis zwölf Landesleiter aufgeteilt, denen jeweils verschiedene Gauführer unterstanden. Jeder Gau war wiederum in Kreise, jeder Kreis in Kampfgruppen oder Vertrauensleute für einzelne lokale Gruppen untergliedert. Daneben arbeiteten regional uneinheitlich verstreut verschiedene Unterorganisationen des TBB für Studenten, Lehrer und Ärzte, sowie der "Kulturbund" und die "Deutsche Jugend im Tannenbergbund". Der 1930 gegründete Verein "Deutschvolk" sammelte diejenigen TBB-Mitglieder, die aus der Kirche ausgetreten waren und sich offiziell zu Mathilde Ludendorffs "Deutscher Gotterkenntnis" bekannten. Nachdem bis 1926 v.a. Konstantin Hierl die Bundesführung dominiert hatte, lebte der TBB in den folgenden Jahren vor allem von der gelegentlich geradezu halbreligiösen Verehrung der Integrations- und Motivationsfigur Ludendorff. Als Zentralorgane fungierten 1925-1929 die "Deutsche Wochenschau" und anschließend bis 1933 "Ludendorffs Volkswarte" (LVW). Zur LVW gehörten als Beilage das Kampfblatt "Vorm Volksgericht" und seit August 1929 "Am Heiligen Quell"; letztere erschien ab 1932 als selbständige Monatsschrift. Der "Ludendorffsche Volkswarte-Verlag" (LVV), der die Schriften Ludendorffs und seiner Frau sowie des TBB-Umfeldes veröffentlichte, war bis November 1929 im Erdgeschoss des Promenadenplatz 16 und danach im zweiten Stock der Karlstraße 10 in München untergebracht [vgl. die Korrespondenz-Anschriften im NL Frank 1928-1932]. Der TBB bezog Front gegen Hitler und die NSDAP, die sich nach Ansicht Ludendorffs nicht ausreichend gegen die drei "Einflußgrößen" abschotteten. Die entsprechenden TBB-Attacken führten schließlich nach der NS-Machtergreifung zur wachsenden staatlichen Bekämpfung des Bundes, obwohl dieser aus taktischen Gründen in der Öffentlichkeit ab 1933 auf nahezu alle Themen verzichtete, die als Frontstellung gegen den NS aufgefasst werden konnten [vgl. NL Frank, Bd. 55-62: Korrespondenz Franks 1933-1936]. Zunächst trafen Verbote im Juni 1933 die LVW und "Vorm Volksgericht" sowie im September 1933 den TBB selbst. Immer wieder wurden TBB-Funktionäre inhaftiert und Versammlungen verhindert. 1936 folgte das Publikationsverbot für den im Juli 1933 in "Ludendorff-Verlag" umbenannten früheren LVV und das Redeverbot für die Schriftenvertreter des Verlages. Letztere erhielten seit 1933 inoffiziell die TBB-Strukturen am Leben. Sechs offiziell nur kaufmännisch tätige "Generalvertreter" koordinierten in ihren Gebieten die Schriftenvertreter für die einzelnen Kreise und Städte und damit zugleich die Mitgliederwerbung und Propagandaarbeit. Die Rolle der LVW als Zentralorgan übernahm schließlich die Schrift "Am Heiligen Quell". Im Juni 1937 gründete Ludendorff die als religiöse Vereinigung getarnte Auffangorganisation für seine Anhänger "Bund für Gotterkenntnis" [zum TBB im "Dritten Reich" vgl. auch Borst, S. 238-251]. Als 1936/37 die Mehrheit der LVV-Schriftenvertreter ihre Ämter aufgaben und im Dezember des folgenden Jahres Ludendorff verstarb, reduzierten sich die TBB-Aktivitäten allerdings drastisch. BdW und TBB verstanden sich als Sammlungsbewegungen und suchten möglichst viele andere rechtsradikale Verbände unter ihren Einfluß zu zwingen, um eine machtpolitische Basis für ihre Ziele zu gewinnen. Entsprechend agierte der BdW besonders innerhalb des "Stahlhelms". Doch der Erfolg bzw. die Massenwirksamkeit blieb beiden Organisationen versagt. Die von vielen Zeitgenossen als zu abgehoben und theoretisch registrierte und zudem extrem aggressiv kirchenfeindliche Ideologie des ehemaligen Generals und seiner Frau Mathilde wirkte abschreckend und vermittelte der Öffentlichkeit eher den Eindruck einer kleinen politischen Sekte. Ludendorffs Konzept, einerseits rigoros die Unterwerfung unter seine Führung und unter die von ihm und seiner Frau geprägte TBB-Ideologie zu fordern und andererseits den angeschlossenen Verbänden ihre eigene Struktur und Führung zu lassen, scheiterte. Die Zahl der angeschlossenen Organisationen [dazu Borst, S. 124], aber auch die Mitgliederschaft, die im Umkreis Herbert Franks überwiegend dem gehobenen Bürgertum entstammte, wurde nie sehr zahlreich. Die Gesamtmitgliederzahl des TBB lässt sich nicht rekonstruieren, sie pendelte vermutlich zwischen 20.000 und 90.000 während der Jahre 1929 bis 1933 [s. Borst, S. 188]. Herbert Frank hatte im Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen, das in der Weimarer Republik zu den preußischen Provinzen Westfalen und Rheinprovinz gehörte, zunächst von 1925 bis 1928 im BdW eine Führungsposition inne und anschließend bis 1936 im TBB. Im TBB übernahm er die Ämter eines Landesleiters, Gauleiters, Presseleiters und überregional tätigen Redners und schließlich die Generalvertretung des Schriftenvertriebs in Niedersachsen. In diese Position gelangte Frank mittels seiner engen Beziehungen zu seinem Vorgänger als Landesleiter West, dem späteren LVW-Geschäftsführer Helmuth Pfeiffer, sowie zu Ludendorff. Im Tecklenburger "Landboten", der sich primär an den Interessen der protestantischen Landbevölkerung orientierte, suchte Frank mit dem Einverständnis der Herausgeber und Ludendorffs unauffällig die TBB-Ideologie zu popularisieren [s. NL Frank, Bd. 31: Frank an LVV/Pfeiffer v. 14.4.1931]. Franks Vortragsreisen im Sommer 1933 wie auch seine Tätigkeit als Generalvertreter bis 1936 beinhalteten neben den eigentlichen Aufgaben stets auch die Inspektion und Motivation der durch den Nationalsozialismus bedrängten TBB-Regionalgliederungen sowie allgemeine Propaganda für den Bund. Nach 1945 beteiligte sich Frank an der Reorganisation der mitteldeutschen TBB-Strukturen in neuem Gewand, d.h. in der "Unabhängigen Gesellschaft zur Pflege junger Wissenschaft und Kunst" (UG), in der "Tatgemeinschaft freier Deutscher" (TG) und in der "Gesellschaft für Lebenskunde" (GfLK). Die GfLK, ab September 1950 in "Gesellschaft für Geistesfreiheit und Lebenskunde e.V." umbenannt, gehörte zum "Deutschen Volksbund für Geistesfreiheit", sammelte ehemalige TBB-Anhänger und vertrat im weitesten Zusammenhang die frühere TBB-Ideologie. Der ehemalige TBB wiederum reorganisierte sich in Westdeutschland 1946 innerhalb des wiederauflebenden "Bundes für Gotterkenntnis". Die Publikationen des TBB-Umfeldes erschienen nach 1945 im Verlag "Hohe Warte", während der LVV 1953 in den Mondial-Verlag überging. Im Herbst 1949 erschien die frühere Schrift "Am Heiligen Quell" unter dem vereinfachten Titel "Der Quell". Treibende Kräfte waren Mathilde von Ludendorff und ihr Schwiegersohn Martini [s. Borst, S. 268-294; "Hauptstadt der Bewegung". Katalog zur Ausstellung im Münchner Stadtmuseum Oktober 1993 - März 1994, hrsg. v. Stadtmuseum München, München 1993, S. 152]. Um nicht alliierte bzw. bundesrepublikanische Verbote auf sich zu ziehen und um die gesellschaftliche Akzeptanz ihrer Ideologie zu steigern, enthielten sich die GfLK wie der Bund zumindest in der Öffentlichkeit des Antisemitismus und aller Aggressionen gegen die neue Verfassung. Die Organisationen kleideten ihre Tätigkeit in einen allgemein religiös-kulturell-gesellschaftskritischen Mantel und versteckten ihre Zielsetzung in Vorträgen über Philosophie und Religion. Dennoch führten die rassistischen und verfassungsfeindlichen Bestrebungen des "Bundes für Gotterkenntnis" schließlich im Mai 1961 zu seinem endgültigen Verbot [s. Borst, S. 293f.]. Nachdem sich Frank zunächst mit aller Energie für den Erfolg der Organisationen einsetzte und das Schema der Ludendorffschen "überstaatlichen Mächte" um die neuen Feindbilder "Bolschewismus" und "amerikanischer Kapitalismus" ergänzte [s. NL Frank, Bd. 101: Frank an Beinhauer v. 18.7.1950], bahnte sich spätestens im Sommer/Herbst 1949 eine grundlegende persönliche Wende an. Frank begann sich allmählich von Mathilde Ludendorff und partiell auch von der TBB-Ideologie zu lösen [s. NL Frank, Bd. 101: Frank an Gerstenberg v. 31.10.1949; ebd.: Frank an seinen Vater v. 28.11.1949; ebd.: Frank an Beinhauer v. 18.7.1950]. Diese Veränderung trug wesentlich dazu bei, daß er sich im Juli 1950 nach einem führungsinternen Streit von der GfLK und allen Nebenorganisationen trennte. BdW und TBB entfalten im Nachlass Frank ihre regionale Entwicklung, legale und illegale Organisation, Propaganda, Ideologie, Finanzierung, Sozialstrukturen, Verbindungsnetze zur Politik und anderen Verbänden, Rekrutierungsmethoden, Umgang mit internen Konflikten, die Unterwanderung anderer Verbände und ihren tatsächlichen Einfluß. Hinsichtlich des BdW bieten sich hierbei nur Ausschnitte, dagegen erlaubt der Nachlass eine außergewöhnlich intensive Beobachtung des TBB, dessen Unterlagen den größten Teil des Nachlasses bilden. Hier sind auch die zahlreichen verbandsinternen Schriften und Presseerzeugnisse von Bedeutung. In der Korrespondenz wird besonders die Motivation und ideologisch-weltanschauliche Entwicklung einfacher Mitglieder wie auch einzelner hochrangiger Verbandsführer sichtbar, insbesondere diejenige Ludendorffs, der streckenweise täglichen Briefkontakt mit Frank pflegte. Franks eigene Entwicklung spiegelt sich in der Vielzahl der Dokumente besonders eindrücklich, seien es seine Schulaufsätze, die Memoiren, der Briefwechsel mit seinem Vater oder auch seine Reden und Aufsätze. Interessant zu verfolgen sind die unterschiedlichen Motive seines Wechsels zum TBB im Herbst 1928 und seiner Abkehr von Mathilde Ludendorff ab 1949. Der Nachlass offenbart alle Spielarten der intensiven Verehrung, die Ludendorff unter seinen Anhängern genoss. Durch die Abgrenzungsbemühungen wie auch die Verflechtungen mit anderen rechtsradikalen Organisationen gerät auch deren Entwicklung in das Blickfeld. In diesem Zusammenhang dokumentiert insbesondere die Korrespondenz die verbandsinterne und private Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zwischen 1928 und 1950. Gerade durch die spezifische Qualität und Quantität der Frankschen Korrespondenz gewinnt der Nachlass seine besondere Bedeutung. In einer Vielzahl von Durchschlägen sind auch Franks eigene Briefe erhalten. Die stete Verflechtung von politischen Themen und der Bewältigung des Alltag verortet das Engagement Franks. Die Vielzahl an Schriften und Zeitungen spiegeln die Orientierung innerhalb des TBB-Milieus, seien es die TBB-Organe "Deutsche Wacht" und "Ludendorffs Volkswarte" oder auch das Sonntagsblatt "Drehscheibe. Das Blatt der denkenden Menschen", die Otto Strasser-Publikationen "Der Nationalsozialist" und "Deutsche Revolution. Kampforgan der Revolutionären Nationalsozialisten", die schlesisch-mährische "Deutsche Wehr. Alldeutsches Kampfblatt", die "Flammenzeichen. Überparteiliche Blätter für Deutsches Volksbewusstsein und nationale Unabhängigkeit, gegen ultramontane Machtgier und allen Fremdgeist", die Wochenschrift "Das Neue Recht", das völkisch-religiöse "Das Neue Reich", sowie die "Tägliche Rundschau. Unabhängige Zeitung für sachliche Politik, für christliche Kultur und deutsches Volkstum". Allerdings erstaunt, daß die Zeitungssammlung zu den Themen "Judentum" und "Freimaurerei", eigentlich die Kernthemen des TBB, weit knapper bestückt ist als etwa zu den Themen "Wirtschaft" oder "Mussolini" usw. Eine größere wissenschaftliche Publikation über die Entwicklung des TBB zwischen 1923 und 1945 sowie über die Reorganisationsversuche nach 1945 steht noch immer aus. Die wesentlich auf den Nachlass Frank gestützte Arbeit von Borst [s.o.] analysiert hauptsächlich die Propagandainhalte und Kommunikationsformen des Bundes. Bruno Thoss und Kurt Gossweiler wiederum konzentrieren sich auf die Vorgeschichte des Bundes in den Jahren 1919 bis 1923 [Bruno Thoss, Der Ludendorff-Kreis 1919-1923. München als Zentrum der mitteleuropäischen Gegenrevolution zwischen Revolution und Hitler-Putsch, München 1978; Kurt Gossweiler, Kapital, Reichswehr und NSDAP 1919-1924, Berlin (Ost) 1982]. Das von Hans Buchheim verfasste Gutachten des IfZ über den TBB gibt nur einen allgemeinen Überblick [Hans Buchheim, Die organisatorische Entwicklung der Ludendorff-Bewegung und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus, in: Gutachten des IfZ München 1958]. Der Nachlass Frank bietet durch seinen detailscharfen Tiefblick in die Verbandsentwicklung eine hervorragende Ergänzung der Tannenbergbund-Bestände des IfZ (vor Übernahme des Nachlasses) und des Bayerischen Staatsarchivs, beide in München, sowie denjenigen des Bundesarchivs Berlin. Zur Bearbeitung des Nachlasses Die beiden Teile des Nachlasses Frank wurden durch das IfZ jeweils gesondert bearbeitet. Der eine Teil, die Unterlagen der privaten und politischen Aktivitäten, erhielt eine neue Gliederung. Frank selbst hatte hierfür keine Hinweise auf seine eigene Ordnung hinterlassen. Dabei wurden die Mappen grundsätzlich entsprechend ihrer Beschriftung dieser neuen Gliederung zugeteilt; wenn die Beschriftung vom Mappeninhalt gravierend abwich, orientierte sich die Zuordnung am Inhalt. Dieser erste Teil gliedert sich einmal in die Privatunterlagen und zum Anderen in die politischen Unterlagen, die chronologisch entsprechend den jeweiligen politischen Ämtern Franks zugeordnet wurden, sowie zusätzlich die Untergliederung in Korrespondenzen, Verwaltungsunterlagen, Aufsätze, Vorträge und Materialsammlung. Verwaltungsunterlagen, wie z.B. Rundschreiben, Mitgliederlisten oder Flugblattentwürfe, waren unmittelbar für die Amtsführung notwendig und unterscheiden sich dadurch von der Materialsammlung, die allgemeine Exzerpte, Zeitungsartikel, Broschüren und ähnliches in sich vereint. Diese Materialsammlung besteht aus Mappen, die in Einzelfällen nach Datierung, in der Regel aber entsprechend ihrer originalen Beschriftung zweifelsfrei zur jeweiligen Amtstätigkeit gehörte und nicht auf die Zeitungssammlung verteilt werden konnten. Die politische Korrespondenz unterscheidet sich von der privaten des ersten Nachlassteils dadurch, daß Frank hier als politischer Funktionsträger agierte. Trotzdem kann auch die Privatkorrespondenz politische Themen streifen. Der zweite Teil, die Zeitungssammlung, wurde entsprechend dem im Nachlass vorgefundenen Verzeichnis des "Ludendorff-Archivs", das mit den originalen Beschriftungen der meisten Mappen (bzw. Hängeordner) übereinstimmt, neu geordnet. Dabei wurden Mappen, die nur mit sehr wenigen Artikeln bestückt waren, grundsätzlich zu einem einzigen Band zusammengefügt. Dies gilt auch etwa im Falle von Mappen, die unterschiedliche Themen beinhalten. Innerhalb dieser IfZ-Archivbände sind die ursprünglichen Frank-Mappen jeweils durch orange Einlegeblätter getrennt. Das Inhaltsverzeichnis der Zeitungssammlung im Findbuch entspricht dem o. gen. originären Verzeichnis. Die jeweiligen Bände passen sich dieser Gliederung an, tragen aber zusätzlich eigenständige, neugewählte Titel, die den Inhalt des Bandes gelegentlich präziser charakterisieren als die Frankschen Stichworte. In jedem Band werden alle Frankschen Mappen nacheinander nach folgendem Schema aufgelistet: In der ersten Zeile steht der originale Titel der jeweiligen Frankschen Mappe. In den folgenden Absätzen wird zuerst der Inhalt der Mappe, z.B. Zeitungsartikel oder Broschüren, dann die Themen dieser Quellen und schließlich deren Laufzeit wiedergegeben. Der Nachtrag, das heißt, die Teile des Nachlasses, die die Nachkommen Franks 1999 dem IfZ übergeben hatten, wurde innerhalb der Findbuch-Bände grundsätzlich eigens erwähnt und soweit möglich in eigenen Bänden gehalten. In Ausnahmefällen wurden kleinere Teile des Nachtrags, etwa Korrespondenzen, in andere Bände eingefügt, jedoch stets durch orange Einlegeblätter abgegrenzt. Die im Nachtrag enthaltenen Fotografien wurden jeweils gescannt oder kopiert und den Bänden 2 und 19 zugeordnet. Unter den Privatunterlagen wurden insbesondere die Materialien zur Ahnenforschung in ihrem originalen Zusammenhang belassen. Die Korrespondenz Franks während seines Engagements für den "Bund Wiking" 1925-1928 ist zu einem Band zusammengefasst, da seine Tätigkeit als Gauführer Duisburg zwar offiziell durch das BdW-Verbot im Mai 1926 endete, jedoch illegal vermutlich bis 1927 weiterlief.

Bewertung, Vernichtung und Terminierung

Zuwächse

Ordnung und Klassifikation

Institut für Zeitgeschichte >> Nachlässe

Bedingungen des Zugriffs- und Benutzungsbereichs

Benutzungsbedingungen

Reproduktionsbedingungen

In der Verzeichnungseinheit enthaltene Sprache

Schrift in den Unterlagen

Anmerkungen zu Sprache und Schrift

deutsch

Physische Beschaffenheit und technische Anforderungen

Bereich Sachverwandte Unterlagen

Existenz und Aufbewahrungsort von Originalen

Existenz und Aufbewahrungsort von Kopien

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Beschreibungen

Bereich "Anmerkungen"

Alternative Identifikatoren/Signaturen

Zugriffspunkte

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Zugriffspunkte (Name)

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