5 Treffer anzeigen

Dokumente
Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945

Behörden- und Bestandsgeschichte Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart verwahrt die Unterlagen der Obersten Landesbehörden des Königreichs bzw. des Volksstaats Württemberg von 1806 bis 1945. Dieses aus zentraler Verwaltungstätigkeit während nahezu anderthalb Jahrhunderten erwachsene Schriftgut ist von hervorragendem, zum Teil weit über die Grenzen des ehemaligen Landes Württemberg hinausreichendem geschichtlichem Quellenwert. Es dokumentiert die staatliche Entwicklung Württembergs von der Napoleonischen Zeit über die Bismarcksche Reichsgründung bis in die 12 Jahre der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, vermittelt aber auch wesentliche Aufschlüsse über die in ständigem Wandel begriffenen kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse im deutschen Südwesten während des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Unterlagen sind bereits für viele wissenschaftliche Untersuchungen genutzt worden. Sie gehören aber nach wie vor zu den am häufigsten eingesehenen Beständen des Hauptstaatsarchivs. Das gewaltige Quellenreservoir, das sie für die historische Forschung jeder Spezialrichtung zur Verfügung stellen (über 2.800 Regalmeter) wird kaum je voll ausgeschöpft werden können. Die Aktenüberlieferung auf Ministerialebene für das 19. Jahrhundert ist, abgesehen vom Ministerium des Kirchen- und Schulwesens, bei dem für die Zeit nach 1850 größere Dokumentationslücken zu verzeichnen sind, ausgesprochen günstig. Neben den Fachministerien der auswärtigen Angelegenheiten, des Innern, des Kirchen- und Schulwesens, der Finanzen, des Kriegswesens sowie der Justiz verfügten auch das Königliche Kabinett und der bis 1911 bestehende Geheime Rat über umfassende Registraturen, die im wesentlichen erhalten sind. Auch die Unterlagen des zur Beratung allgemeiner Staatsangelegenheiten am 1. Juli 1876 geschaffenen Staatsministeriums, das einen Teil der bis dahin dem Geheimen Rat obliegenden Funktionen übernahm, sind für die verschiedensten Bereiche der Staatsführung im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts eine außerordentlich wichtige Informationsquelle. Weniger erfreulich ist die archivische Dokumentation der württembergischen Zentralbehörden für den Zeitraum 1900-1945. Der Zweite Weltkrieg hat hier schwere, unersetzliche Verluste verursacht. Ohne größere Einbußen haben lediglich die Registraturen des Staatsministeriums und des Innenministeriums den Krieg überstanden. Die nach 1900 erwachsenen Unterlagen des Kultministeriums und des Finanzministeriums sind nahezu vollständig vernichtet. Die erhaltenen Akten des Justizministeriums, das Ende 1934 im Zuge der "Verreichlichung" aufgehoben wurde, reichen kaum über den militärisch-politischen Zusammenbruch von 1918 hinweg; für die Zeit der Weimarer Republik und die Anfänge des NS-Staats liegen so gut wie keine Unterlagen dieses Ministeriums mehr vor. Bis auf geringe Restbestände ist auch das Schriftgut des Arbeitsministeriums und des Ernährungsministeriums, die von 1918 bis 1926 bestanden, sowie des 1926 an ihre Stelle getretenen Wirtschaftsministeriums verbrannt. Der wirtschaftliche Wiederaufbau nach 1918, die Maßnahmen Württembergs zur Eindämmung der Arbeitslosigkeit während der Weltwirtschaftskrise und die forcierte Aufrüstung nach 1933 lassen sich daher, was die württembergischen Zentralbehörden betrifft, quellenmäßig nur unzureichend belegen. Einen gewissen Ersatz für das im Zweiten Weltkrieg unwiederbringlich zerstörte Registraturgut der württembergischen Ministerien bieten die in den Staatsarchiven Ludwigsburg und Sigmaringen verwahrten Bestände von Landesober- und -mittelbehörden, Gerichten und unteren Verwaltungsdienststellen. Keine nennenswerten Verluste durch Kriegseinwirkung haben die zu Beginn des Zweiten Weltkriegs bereits im Hauptstaatsarchiv bzw. im Heeresarchiv Stuttgart befindlichen Unterlagen von Zentralbehörden erlitten, die nach dem Ende der Monarchie in Württemberg aufgelöst worden waren: Königliches Kabinett, Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und Kriegsministerium. Auch die Akten der||württembergischen Gesandtschaften, von denen nach 1900 nur noch die in Berlin und München bestanden, sind größtenteils erhalten; dasselbe gilt für die Unterlagen der Dienststellen des württembergischen Heeres aus der Zeit bis 1871. An sonstigen in der Zeit zwischen 1806 und 1945 erwachsenen wichtigen Beständen, die im Hauptstaatsarchiv verwahrt werden, sind zu nennen: die Gesetze (1806-1945), die neueren Staatsverträge (1806-1931), die Verträge Württembergs mit seinen Standesherrn und sonstigen Adligen (1806-1920), die Verträge des Staates mit dem Königshaus bzw. der Hofdomänenkammer (1807-1927) sowie die entsprechenden Verträge mit Gemeinden und Privaten (1806-1920). Erhalten sind auch die wertvollen Unterlagen der Landesausschüsse der Arbeiter- und Bauernräte sowie der Soldatenräte aus der Zeit nach der Novemberrevolution (1918-1920). Die Registratur des NS-Reichsstatthalters in Württemberg (1933-1945) wurde bei Kriegsende teils durch Bedienstete der Reichsstatthalterei selbst, teils durch amerikanische Truppen vernichtet; der Forschung steht nur noch ein kleiner Restbestand zur Verfügung. Seit dem Erscheinen der 1. Auflage dieser Übersicht im Jahr 1975 sind an den überlieferten Unterlagen aus der Zeit von 1806 bis 1945 umfassende Ordnungs- und Erschließungsarbeiten geleistet worden. Insbesondere die Bestände des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, des Staatsministeriums, des Kriegsministeriums, des Kultministeriums sowie die jüngere Überlieferung des Innenministeriums (nach 1922) wurden systematisch gegliedert und großenteils durch neu erarbeitete, maschinenschriftliche Findbücher erschlossen. Rund 60 % aller Unterlagen (über 1.600 Regalmeter) sind damit heute für die Forschung optimal benutzbar. Während diese Arbeiten bei den Beständen des Staatsministeriums, des Kriegsministeriums und des Kultusministeriums abgeschlossen sind, wird an der Erschließung der besonders problematisch strukturierten Bestände des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten noch jahrelang gearbeitet werden müssen. Erst danach sollen auch die älteren, zwar benutzbaren, aber teilweise doch unzureichenden Findmittel für die Bestände des Königlichen Kabinetts, des Geheimen Rats, Teile des Innenministeriums, des Finanz-, Justiz- und des Wirtschaftsministeriums neu erarbeitet werden. Einen Sonderfall stellt der Geschäftsbereich des Kriegsministeriums dar, dessen Bestände einschließlich aller nachgeordneten Dienststellen insgesamt im Hauptstaatsarchiv verwahrt werden. Die Geschichte dieser Bestände und ihrer Erschließung hat eigene Wege genommen. Die Einleitungen zum Kapitel "Kriegsministerium" und den entsprechenden Untergruppen schildern dies und sind deshalb etwas umfangreicher ausgeführt. Die Bestände selbst werden seit Mitte der 1980er Jahre zur Bestandserhaltung systematisch in Archivboxen verpackt, nach und nach sicherungsverfilmt und durch Erstellung von Duplikatfilmen aus der Nutzung im Original herausgenommen. Literatur Amtliche Publikationen Aufbau und Wirkungskreis der staatlichen Behörden in Württemberg. Bearbeitet im Innenministerium, Januar 1938 Hof- und Staatshandbücher für Württemberg 1807 ff. Regierungsblatt für Württemberg 1806-1945 Regierungsanzeiger für Württemberg 1935-1945 Staatsanzeiger für Württemberg 1850-1934 Das Königreich Württemberg. Eine Beschreibung nach Kreisen, Oberämtern und Gemeinden. Hg. vom K. Statistischen Landesamt, 4 Bände, 1904-1907 Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Hg. von der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 8 Bände, 1974-1983 Gesamtübersicht über die Bestände der staatlichen Archive Württembergs in planmäßiger Einteilung, bearb. von Karl Otto Müller. (Veröffentlichungen der württembergischen Archivverwaltung, Heft 2) 1937 Übersicht über die Bestände des Staatsarchivs Ludwigsburg, Ober- und Mittelbehörden 1805-1945 (E-Bestände), bearb. von Wolfgang Schmierer. (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Band 38) 1980 Staatsarchiv Ludwigsburg. Gesamtübersicht der Bestände, Kurzfassung. (Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Serie C Heft 1) 1992 Darstellungen, Sammelwerke Adam, Albert Eugen: Ein Jahrhundert württembergische Verfassung, 1919 Aus der Arbeit des Archivars. Festschrift für Eberhard Gönner. Hg. von Gregor Richter. (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Band 44) 1986 Aus südwestdeutscher Geschichte. Festschrift für Hans-Martin Maurer. Hg. von Wolfgang Schmierer, Günter Cordes, Rudolf Kieß und Gerhard Taddey, 1994 Bader, Karl Siegfried: Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950 Besson, Waldemar: Württemberg und die deutsche Staatskrise 1928-1933. Eine Studie zur Auflösung der Weimarer Republik, 1959 Bitzer, Friedrich: Regierung und Stände in Württemberg, ihre Organisation und ihr Recht, 1882 Dehlinger, Alfred: Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute. 2 Bände, 1951/1953 Erzberger, Matthias: Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902 Grube, Walter: Der Stuttgarter Landtag 1457-1957. Von den Landständen zum demokratischen Parlament, 1957 Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg hg. von Hansmartin Schwarzmaier. Band 3: Vom Ende des Alten Reichs bis zum Ende der Monarchien, 1992 Ihme, Heinrich: Südwestdeutsche Persönlichkeiten. 2 Bände, 1988 Menzinger, Rosemarie: Verfassungsrevision und Demokratisierungsprozeß im Königreich Württemberg. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des Parlamentarischen Regierungssystems in Deutschland. (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Band 56) 1969 900 Jahre Haus Württemberg. Hg. von Robert Uhland, 1984 Riecke, Carl Victor: Verfassung, Verwaltung und Staatshaushalt des Königreichs Württemberg, 2. Aufl. 1887 Sauer, Paul: Der schwäbische Zar. Friedrich - Württembergs erster König, 1984 Sauer, Paul: Württembergs letzter König. Das Leben Wilhelms II., 1994 Sauer, Paul: Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus, 1975 Schnabel, Thomas: Württemberg zwischen Weimar und Bonn 1928 bis 1945/46, 1986 Schneider, Eugen: Zur Geschichte des württembergischen Staatsarchivs, in: Württ. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 12/1903, S. 1-22 Wintterlin, Friedrich: Geschichte der Behördenorganisation in Württemberg. 2 Bände, 1904, 1906 Württemberg unter der Regierung König Wilhelms II. Hg. von Prof. Dr. V. Bruns, 1916 Weitere einschlägige Literatur ist nachgewiesen in: Bibliographie der württembergischen Geschichte. Band 1/1895-Band 11/1974 Landesbibliographie von Baden-Württemberg. Band 1/1978-Band 12/1995.