Bestand 31-007 - NL Arthur Bonus

Bereich "Identifikation"

Signatur

31-007

Titel

NL Arthur Bonus

Datum/Laufzeit

Erschließungsstufe

Bestand

Umfang und Medium

Bereich "Kontext"

Bestandsgeschichte

Zu Anfang ging es um die Überwindung des wilhelminischen, innerkirchlich autoritären, ansonsten eher dahinsiechenden Protestantismus. Insofern war Bonus bestrebt, selbst seine liberalen Lehrer Julius Kaftan und Adolf von Harnack hinter sich zu lassen. In der Folge, ab der vorgeblich entscheidenden Wende in der Theologie, sah er wiederum auf Abstand, diesmal zu seinem früheren Vertrauten Friedrich Gogarten. Stichwort ist seit 1896 erklärtermaßen die "Germanisierung des Christentums", dessen Heroisierung bzw. Wiederbelebung; Ziel eine andere Frömmigkeit; "Religion als Schöpfung", betitelte Bonus seine Kampfschrift von 1902. Als sich - nicht ohne sein Zutun - im Dritten Reich vorwiegend Thüringer Deutsche Christen gleich verschiedentlich solcher Fundamentalkritik bemächtigten, sollte Bonus weitgehend verkanntes, wenn nicht offen abgelehntes Schaffen seinen tragischen Höhepunkt erreichen. Von nun an umsoverfemter, blieb ein Lebenswerk für Jahrzehnte dem allgemeinen Vergessen überantwortet. Und da ist noch nicht von den ständigen Geldsorgen die Rede; sie überschatteten das Leben der Familie Bonus geradezu. Historisch betrachtet handelt es sich um einen weiteren Fall vagierender Religiosität (Th. Nipperdey), ohne dass Bonus etwa den bildungsbürgerlichen Versuchungen einer durchaus lebensmächtigen Kunstreligion verfiel, den für ihn möglicherweise bequemeren Rückzug auf ästhetische Maßstäbe antrat. Institutionelle oder persönliche Bindungen waren jedenfalls nie ein Hinderungsgrund. Kommt das Interesse an altnordischer Literatur wie an fernöstlichen Religionen hinzu neben lebensphilosophischen und pädagogischen Anstrengungen, konkretisiert an der Odenwaldschule und hernach am Landerziehungsheim Bischofstein. Über Jahre lebte man nur von der Schrifstellerei. Bonus entschiedenes Eintreten für eine zutiefst deutsche Kultur distanzierte sich von jeder nationalistischen "Großmäuligkeit" und demzufolge auch von allem blinden Antisemitismus, soweit nämlich nur eigene Schwächen kaschiert werden sollen. Nach dem Ersten Weltkrieg wird sein Plädoyer für eine neue Gesellschaft politisch im Zeichen des Sozialismus stehen, antimarxistisch wie jeglicher Bolschewisierung abgeneigt, dafür in dankbarer Erinnerung an Friedrich Naumann. Schon die ungewöhnlich hohe Informationsdichte dieses Nachlasses garantiert manch wertvollen Einblick in die Arbeitsweise von Arthur Bonus. Daneben viel Privates, Familie, deutsche Provinz in Gestalt des evangelischen Pfarrhauses. Genauso aufschlussreich sind die Schriftstellerjahre nahe Florenz, an einem der Brennpunkte des kulturellen Umbruchs in die Moderne. Es ist kennzeichnend, dass zum relativ ungezwungenen, bohèmehaften Leben die Malerfreundinnen von Beate Bonus gehörten; ihre enge persönliche Beziehung zu Käthe Kollwitz reicht bis in die Ausbildungsjahre zurück. Je intensiver Bonus u. a. an Martin Rades "Christlicher Welt" mitarbeitete, beim Diederichs-Verlag und in den Unternehmungen des "Kunstwart", desto mehr erfahren wir über die Welt der Gebildeten voller Ambitionen und quälender Ungewissheit. Die starken politischen Verwerfungen, und dies gilt für das ausgehende Kaiserreich bisin die NS-Diktatur, machen sich in den hier zusammengetragenen Aufsätzen, Glossen und Aphorismen bemerkbar. Ähnlich ist es mit Bonus umfangreicher Korrespondenz. Sie zeigt einen Suchenden in schwerer Zeit, der sich ungeachtet der eigenen Probleme bemüht, einer geschichtlichen Situation der Auflösung die Stirn zu bieten, indem er allen Verunsicherten den seiner Meinung nach einzig sinnvollen, weil letzten Endes religiösen Weg aufzeigt. Die Sicherung des Nachlasses ist wohl Karl König zu verdanken, dem Mitstreiter und langjährigen Freund, kümmerte sich dieser doch auch sonst um eine finanzielle Unterstützung des am Ende vereinsamten Arthur Bonus. Kirchenrat König dürfte im Frühjahr 1940, also noch zu Bonus Lebzeiten, einen mit ihm befreundeten Personaldezernenten desEisenacher Landeskirchenrates vom baldigen Ankauf überzeugt haben. Im Namen des Bundes für Deutsches Christentum sorgte Hugo Stüber dann auch für die endgültige Überführung des Nachlasses in das Archiv des Thüringischen Landeskirchenrates, den Vorläufer des heutigen Landeskirchenarchivs Eisenach. Seinerzeit will der junge Herbert von Hintzenstern behilflich gewesen sein. Er sollte auf Geheiß von Kirchenrat Stüber den theologischen Teil umgehend sichten, um die eine oder andere Editionen vorzubereiten, was freilich 1942 über einen Gedenkaufsatz nicht hinauskam. Nach dem Krieg wirdvon Hintzenstern eigenen Worten zufolge keine Zeit mehr finden, sich mit der "reichen Gedankenwelt von Arthur Bonus weiter zu beschäftigen". Vgl. H. v. Hintzenstern, Tätigkeitsbericht vom 31.3.1942, Landeskirchenarchiv Eisenach, Personalakte H. v. Hintzenstern, G 2023 I, Bl. 67a-72a; H. v. Hintzenstern, Nachlass von Arthur Bonus (1864-1941) im Archiv des Landeskirchenrates in Eisenach, Stellungnahme vom 6.10.1992, in: NL Hintzenstern, Landeskirchenarchiv Eisenach. Gleichsam wiederentdeckt wurde der Nachlass durch den engeren Kreis Friedrich Gogartens, selbst Schüler von Arthur Bonus, ja Vertrauter und Konkurrent zugleich. So kontaktierte Matthias Kroeger in Vorbereitung seiner 1997 erscheinenden Gogarten-Monographie am 15.1.1991 das hiesige Archiv (Landeskirchenarchiv Eisenach, 3711). Referenz war ihm ein Brief von Rolf Barthel aus dem Jahr 1965. Dieser hatte bereits auf den NL Beate Bonus-Jeep aufmerksam gemacht (Barthel, Zwischenspiel in Bischofstein. Beziehungen des Menschen Käthe Kollwitz zum Eichsfeld [Sonderausgabe der "Eichsfelder Heimathefte"], 1964, S. 3 ff.). Noch im selben Jahr ersuchte Kroeger dann Hintzenstern um Hilfe; dessen schriftliche Auskünfte sind auf den 23.4. und 3.5.1991 datiert (NL Hintzenstern, Landeskirchenarchiv Eisenach). Der damalige Archivleiter, Pfarrer Heinz Koch, transkribierte für Kroeger einige Bonus-Briefe. Circa 10 Jahre später ergänzte diesen Bestand Marianne Bultmann, eine der Töchter Gogartens undseine Nachlassverwalterin; das zugehörige Verzeichnis hatte ihr mit Hermann Götz Göckeritz 1996 ein weiterer Gogarten-Schüler erstellt; es handelt sich im wesentlichen um Fotokopien von Originalbriefen an Gogarten, verfasst von Arthur und Beate Bonus. Wie die Todesanzeige für Beate Bonus im NLGogarten einmal mehr belegt, wusste dieser und wussten damit auch die Seinen bis weit über die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts hinaus vom Schicksal des Ehepaares Bonus. Alle Enttäuschungen und Entzweiung seit den frühen Jahren der Dialektischen Theologie konnten das nicht verhindern, ganz im Gegenteil. An einer teilweisen Aufnahme des NL Bonus versuchten sich zunächst Ute Lampe und Ines Petrov, beide Landeskirchenarchiv Eisenach. Jahre später, zwischen 2010 und 2013, wird sich Johannes-Michael Scholz im Rahmen seiner ehrenamtlichen Mitarbeit einer komplett neuen, erstmals umfassenden Verzeichnung und dementsprechenden Archivierung annehmen. Hierbei war u.a. auf eine Rekonstruktion des Ablagesystems zu achten, zum Beispiel die ursprüngliche Anordnung der Korrespondenz zu berücksichtigen, um Bonus soziale und berufliche Vernetzung transparent zu machen. Aus demselben Grund wird bei den Briefwechseln die jeweilige Teilnahme in Klammern beziffert und folglich gewichtet, wie viele Briefe bzw. Briefkonzepte etwa von Arthur Bonus stammen. In Einsatz kommen die Abkürzungen NL (Nachlass), Ms (Manuskript), Ts (Typoskript) und D (Druck). Was schließlich die Literatur zu Arthur Bonus und dessen Veröffentlichungen betrifft, sei auf die gängigen Nachschlagewerke verwiesen; gedacht ist beispielsweise an die verschiedenen Auflagen von "Religion in Geschichte und Gegenwart", heutzutage aber in erster Linie an die einschlägigen Datenbanken des Internets. Arthur Bonus 1864 geb. Rittergut Neu-Prussy (Westpreußen) 1871 Übersiedlung nach Berlin 1874 Friedrich-Wilhelms-Gymnasium (Berlin) 1885 Immatrikulation Theologische Fakultät (Berlin) 1888 Exmatrikulation Theologische Fakultät (Berlin) 1888 Stipendiat der August Twesten-Stiftung (2 Jahre) 1889 Erstes Theologisches Examen 1890 Zweites Theologisches Examen 1890 Predigerseminar (Wittenberg) 1892 Unterricht an Lutherschule (Predigerseminar Wittenberg) 1893 Hilfsprediger, Arbeitergemeinde Luckenwalde 1895 Pfarrer und Schulinspektor, Groß Muckrow (Niederlausitz) 1895 Heirat mit Malerin Emma Beate Jeep (1865-1954) 1897 Tochter Helga 1897 Veröffentlichung "Deutscher Glaube" 1901 Sohn Heinz Berthold 1902 Pensionierungsgesuch 1903 Brandunglück 1904 Ausscheiden aus dem Pfarrdienst 1904 freier Schrifsteller (Dresden) 1906 Übersiedlung nach San Domenico di Fiesole (Florenz) 1914 Rückkehr nach Deutschland (Taufkirchen bei München) 1918 Mitredaktor beim "Kunstwart" 1921 Latein- und Religionskurse an Odenwaldschule (Heppenheim) 1923 Religiöse Betreuung von Landerziehungsheim Bischofstein 1941 gest. Schloss Bischofstein (Eichsfeld) Birx, den 17.5.2013 Johannes-Michael Scholz

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Eingrenzung und Inhalt

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Zuwächse

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Zugriffspunkte

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Bereich "Beschreibungskontrolle"

Identifikator "Beschreibung"

Archivcode

Benutzte Regeln und/oder Konventionen

Status

Erschließungstiefe

Daten der Bestandsbildung, Überprüfung, Löschung/Kassierung

Sprache(n)

Schrift(en)

Quellen

Bereich Zugang