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Dokumente
Nachlass Käte Husemann
NIII · Bestand
Teil von Stadtarchiv Bad Salzuflen

Gottfried Schmidt entstammte einer norddeutschen Kaufmannsfamilie und hielt sich nach einer kaufmännischen Lehre zumeist außerhalb Europas, vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika sowie in verschiedenen deutschen Kolonien in Afrika auf. 1912 wurde er von der DOA-Plantagen-Gesellschaft, Charlottenburg, zum Leiter der ihr gehörenden Kautschuk-Pflanzung Mwule im Bezirk Tanga/Deutsch-Ostafrika ernannt. Am 1.5.1913 heiratete er in Tanga die aus Schötmar gebürtige Frieda Kleböhmer. Ein Jahr später wurde die Tochter Käte geboren, für die die Eltern ein Tagebuch anlegten. Gottfried Schmidt bewirtschaftete die Pflanzung zunächst noch während des kurz darauf ausbrechenden Ersten Weltkrieges weiter, geriet aber nach der schrittweisen Besetzung der Kolonie durch die Engländer im Juli 1916 in Gefangenschaft und wurde wenig später in das Kriegsgefangenenlager Ahmednagar/Indien verschifft. Hier verbrachte er mehr als drei Jahre, aus denen auf Grund einer regen Schreibtätigkeit Briefe, Tagebücher und sonstige Aufzeichnungen überliefert sind. Auf der Rückreise nach Deutschland verstarb Gottfried Schmidt am 1.2.1920 an einer Lungenentzündung in Port Said/Ägypten. Ein halbes Jahr zuvor waren nach mehrjähriger Internierung in einem englischen Lager seine Frau und Tochter nach Deutschland zurückgekehrt, wo beide bis zu ihrem Tode mit kurzen Unterbrechungen in Schötmar (Bad Salzuflen) ansässig waren. Die von Gottfried Schmidt, aber auch von seiner Frau während ihrer Internierung angelegten tagebuchartigen Aufzeichnungen sowie die empfangenen Briefe und Kopien der abgeschickten Briefe gelangten unversehrt nach Deutschland. Die Aufzeichnungen und Briefe Gottfried und Frieda Schmidts geben einen eindrucksvollen Einblick in das Leben deutscher Siedler in Deutsch-Ostafrika in der Spätzeit dieser deutschen Kolonie bzw. während des Krieges. Sie beleuchten darüber hinaus das Lagerleben eines deutschen Kriegsgefangenen in Indien vom ersten bis zum letzten Tag seiner Gefangenschaft. Für die lokale Familienforschung dürfte noch der genealogische Nachlass der Nachlassgeberin und ihres Mannes, Wilhelm Husemann, aufschlussreich sein, da von diesen beiden Urkunden der Familien Kleböhmer (Schötmar) und Husemann (Schötmar/Wülfer) zusammengetragen wurden. Sehr umfangreich ist der Fotobestand des Nachlasses. Zum einen handelt es sich um Aufnahmen aus der Zeit in Deutsch-Ostafrika, wobei eine Sammlung von Glasplatten mit 104 Aufnahmen aus der unmittelbaren Umgebung der Pflanzung Mwule zum Wertvollsten gehört. Zum anderen finden sich zahlreiche Fotos aus der Familie des Uhrmachermeisters Ernst Kleböhmer und seinem sozialen Umfeld in Schötmar (Vereinstätigkeiten; Schützenfest; Bahnhofseinweihung usw.). Insgesamt gibt der Bestand vor allem einen hervorragenden Einblick in die Endphase deutscher Kolonialgeschichte und die Lage einer deutschen Pflanzerfamilie während des Ersten Weltkrieges an einem fast unbekannten Kriegsschauplatz.