Vorbemerkung: Der Nachlaß Berthold von Fetzer wurde im Jahre 1965 von Frau Oberin i. R. Frau Friedel Schloßberger-Hoffmann, der Enkelin von Berthold von Fetzer, dem Hauptstaatsarchiv übergeben. Die damals von Frau Schloßberger-Hoffmann abgegebenen Druckschriften und Bücher (u. a. Drucksachen von Carl August und Berthold von Fetzer) wurden in die Dienstbibliothek des Hauptstaatsarchivs eingereiht. Der Bestand enthält 40 Bände Tagebücher aus der Zeit 1868 bis 1925 (mit Lücken), fünf Bände Notizbücher der Jahre 1918 bis 1923 sowie drei Fotos, die Berthold von Fetzer darstellen. Von herausragendem Quellenwert sind die Eintragungen Fetzers über seine Tätigkeit als Hofarzt König Karls in den Jahren 1883, 1885 bis 1891 (Band 5-15). Leider fehlt der entsprechende Band über die Zeit April 1883 bis Februar 1885. Er wurde, wie aus dem Schriftwechsel mit Frau Schloßberger-Hoffmann hervorgeht, nicht an das Hauptstaatsarchiv abgegeben. Die in den Jahren 1883 und 1885 bis 1891, vor allem während der Winteraufenthalte des Königs in Südfrankreich und Italien, teilweise detailliert geführten Tagebücher enthalten zahlreiche Informationen über die Person König Karls, seine Krankheiten, seinen Tagesablauf und seine Haltung gegenüber den Personen seiner Umgebung - insbesondere gegenüber Königin Olga, Charles Woodcock (Baron de Savage), Wilhelm Freiherr von Spitzemberg und Julius Albert Freiherr von Griesinger. Gerade während der Winteraufenthalte im Süden wurde Fetzer fast täglich vom König konsultiert, während er in den übrigen Monaten, als der König in Stuttgart, Friedrichshafen oder Bebenhausen weilte, keinen so engen Kontakt zum König pflegte. Daneben geben die Tagebücher Band 5-15 auch interessante Einblicke in das Hofleben. Diese Tagebücher, welche die wichtigste Quelle über die letzten Jahre König Karls sind, wurden von Professor Dr. Paul Sauer für sein Buch "Regent mit mildem Zepter. König Karl von Württemberg" ausgewertet. Für die Tätigkeit Fetzers als Hofarzt unter König Wilhelm II. liegen dagegen bis auf ein Tagebuch (Band 17), das einige Angaben über Erkrankungen der Königin Charlotte enthält, keine vergleichbaren Eintragungen vor. Dies liegt wohl daran, daß Fetzer seltener von dem letzten württembergischen Königspaar konsultiert wurde und in dieser Zeit in erster Linie als Leiter der Medizinischen Abteilung des neugeschaffenen Karl-Olga-Krankenhauses in Stuttgart tätig war. Daher finden sich auch Eintragungen über Fetzers Arbeit im Karl-Olga-Krankenhaus und sein Verhältnis zu den dortigen Kollegen (Band 16, 18, 22, 25 und 26). Neben den Tagebüchern über das Hofleben verdienen auch die beiden Bände mit Eintragungen über Fetzers Wirken als Oberarzt beim Vierten Württembergischen Feldspital im Krieg 1870/71 (Band 1 und 2) Beachtung, in denen er über seine Tätigkeit in den Feldspitälern und im Reservespital Solitude - u. a. über die von ihm durchgeführten Operationen - berichtet. : Außer den genannten Einträgen Fetzers, die alle in irgendeiner Weise mit seiner Arbeit als Arzt in Verbindung stehen, finden sich natürlich in den Tagebüchern auch zahlreiche Angaben, die Hinweise auf sein Familienleben enthalten und Einblicke in die Persönlichkeit Fetzers, seine vielseitigen Interessen und politischen Einstellungen, geben. Neben den teilweise sehr ausführlichen Schilderungen seiner zahlreichen Reisen in Deutschland und ins europäische Ausland sind hier die Notizen und Kommentare zu seiner Lektüre aus den Bereichen Medizin, Naturwissenschaften. Literatur, Kunst bzw. Kunstgeschichte, Philosophie und Geschichte zu nennen. Auch finden sich häufig Berichte über Theater-, Opern- und Konzertbesuche sowie über Besichtigungen von Kunstausstellungen und Museen in den Tagebüchern. Sie vermitteln ein eindrucksvolles Bild eines typischen Bildungsbürgers der Kaiserzeit und sind daher für die Kultur-, Mentalitäts- und Sozialgeschichte von Belang. Die Schilderungen über seine Reisen und mehr noch die Notizen und Kommentare zu seiner Lektüre durchziehen - gleichsam wie ein roter Faden - fast alle seine Tagebücher, wobei sie in den Tagebüchern der Jahre 1913 bis 1925 (Band 27-40) - möglicherweise aus Mangel an berichtenswerten äußeren Erlebnissen Fetzers - breiten Raum einnehmen. Neben den Tagebüchern hat Fetzer in den Jahren 1918 bis 1923 zusätzlich reine Notizbücher mit Anmerkungen zu seiner Lektüre geführt (Band 41-45). Der Nachlaß Fetzer wurde im Sommer 1997 von den Archivinspektoranwärtern Nicole Schütz und Andre Kayser verzeichnet. Die Titelaufnahmen wurden von Archivoberinspektor Eberhard Merk im Herbst 1999 redigiert. Der Bestand umfaßt 46 Titelaufnahmen in 0,3 lfd. Metern. Stuttgart, im November 1999 Eberhard Merk
Fetzer, Berthold vonEnthält u. a.: Angaben über das gesundheitliche Befinden König Karls (passim), Aufenthalt Fetzers im Gefolge König Karls in Nizza (10. Nov. 1885 -13. April 1886): Verhältnis Fetzers zu Graf Dillen und Charakterisierung des Grafen durch Fetzer (15. und 30. Nov. 1885), Unterredung Fetzers mit Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin (27. Nov. 1885), Äußerungen Fetzers zu Gerüchten über eine mögliche Ernennung Dr. Kriegs zum Leibarzt König Karls anstelle Fetzers, Unterredung Fetzers mit Woodcock darüber (2-8., 12. Dez. 1885); Befund der mikroskopischen Untersuchungen des Urins von König Karl und Königin Olga (mit Skizzen S. 55 und 56), Verhältnis König Karls zu Staatsrat Griesinger (1., 4., 16. Jan., 28. Febr. 1886), Mitteilung des Freiherrn von Herman auf Wain bezüglich der Einstellung König Karls zur katholischen Konfession (7. Jan. 1886), Verlobung des Prinzen Wilhelm mit Prinzessin Charlotte von Schaumburg-Lippe (10., 11. Jan. 1886), Erkrankung Woodcocks (19. Jan.- 12. Febr. 1886), Abschluß der Arbeiten an dem 7. Band des Kriegssanitätsberichtes durch Fetzer (30 Jan. 1886), Bericht Fetzers über seine Unterredung mit Königin Olga über Charles Woodcock (22. Febr. 1886), Treffen Fetzers mit dem Afrikareisenden und Kolonialpolitiker Karl Ludwig Jühlke (3. März 1886), Verleihung des Württembergischen Kronordens an Berthold Fetzer (5. März 1886), Diner mit Edward Prince of Wales, Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin und Fürst Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen anläßlich des Geburtstages von König Karl (6. März 1886), Erkrankung Lord Charles Hamiltons und Behandlung desselben durch Fetzer (26. März - 12. April 1886, mit beiliegendem Befund Fetzers auf S. 206); Anmerkungen Fetzers zu seiner Lektüre (passim, mit Verzeichnis S. 239-242) Dann: Programmblätter zu kulturellen Veranstaltungen in Nizza, Zeitungsartikel über das gesundheitliche Befinden von König Karl (9. Jan. 1886), Skizzen von Pneumokokken (S. 110); Statistik über die in der französischen Armee während des Krieges 1870/71 durchgeführten Amputationen (S. 173-174)
Fetzer, Berthold vonEnthält u. a.: Kommentare Fetzers zur Kolonialpolitik (27. Jan. 1919), zu Kaiser Wilhelm II. und zur Verfassung von Württemberg (S. 130); Krankheit von Fetzers Frau Therese (ab S. 234); Anmerkungen Fetzers zu seiner Lektüre (S. 251 ff.) Darin: "Meinem König", Gedicht von Karl Fetzer, Bruder von Berthold Fetzer, zum 25. Februar 1919; Zeitungsartikel zu den Friedensbedingungen des Versailler Vertrages
Fetzer, Berthold von