Sammlung Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 3/55 - Keller-Haus-Archiv: (Kopien der Sammlung des Gottlieb-Schumacher-Instituts zur Erforschung des christlichen Beitrags zum Wiederaufbau Palästinas im 19. Jahrhundert an der Universität Haifa) (Bestand)

Bereich "Identifikation"

Signatur

Landesarchiv Baden-Württemberg,
Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 3/55

Titel

Keller-Haus-Archiv: (Kopien der Sammlung des Gottlieb-Schumacher-Instituts zur Erforschung des christlichen Beitrags zum Wiederaufbau Palästinas im 19. Jahrhundert an der Universität Haifa) (Bestand)

Datum/Laufzeit

  • 1721-2003 (Anlage)

Erschließungsstufe

Sammlung

Umfang und Medium

147 Büschel

Bereich "Kontext"

Bestandsgeschichte

Abgebende Stelle

Bereich "Inhalt und innere Ordnung"

Eingrenzung und Inhalt

Überlieferungsgeschichte Die Unterlagen in diesem Bestand wurden im Jahr 2004 von der Carmel-Stiftung dem Hauptstaatsarchiv übergeben. Inhalt und Bewertung Kopien von Unterlagen über die Templergemeinschaft und weitere in Palästina tätigen christlichen Gemeinschaften, Zusammenstellungen über einzelne Personen, Unterlagen des Auswärtigen Amtes, Kopien von Büchern und Zeitschriften des 19. und 20. Jahrhunderts mit Palästina-Bezug, Reisebeschreibungen. Die Tempelgesellschaft ist eine um 1850 im Königreich Württemberg entstandene christlich-chiliastische Religionsgemeinschaft. Am 19. und 20. Juni 1861 versammelten sich die Vertreter der deutschen Synoden der „Jerusalemfreunde“. Es wurde der Beschluss gefasst, geschlossen aus der Kirche auszutreten. Gleichzeitig wurde der „Deutsche Tempel“ als eigenständige religiöse Bewegung gegründet, da „keine der bestehenden Kirchen die Herstellung des Menschen zum Tempel Gottes und die Herstellung des Heiligtums für alle Völker zu Jerusalem“ (so die Gründungserklärung), anstrebe. Damit waren die Ziele der deutschen Tempelbewegung in dieser Gründungsurkunde klar dargestellt. Durch „Beachtung des Gesetzes, des Evangeliums und der Weissagung“ sollten sich die Mitglieder selbst zu einem Tempel machen. Hinzu kam die Übersiedlung der Gemeinschaft nach Palästina. Man war sich sicher, dass die Endzeit nahe sei. In Württemberg und den anderen deutschen Ländern schlossen sich ungefähr 3000 Menschen an. Hinzu kamen noch Anhänger aus der Schweiz, Russland und Nordamerika. Christoph Hoffmann und Georg David Hardegg, die mittlerweile zerstritten waren, brachen im Jahr 1868 mit ihren Familien nach Palästina auf und kamen am 30. Oktober 1868 in Haifa an. Haifa wurde auf Anraten des deutschen Konsuls Weber und eines Missionars mit Namen Huber ausgewählt. Haifa war damals noch eine unbedeutende Stadt von rund 4000 Einwohnern. Im Frühjahr 1869 gründeten die beiden offiziell den Tempel zu Haifa als Vorposten und Empfangsstation. Haifa Im Januar 1869 gelang es den deutschen Siedlern durch Vermittlung eines Bürgers der Stadt, Grundstücke außerhalb der Stadtmauern zu erwerben. In der Zeit von Mai bis Juni 1869 besuchten drei Vertreter des „Tempels“ im Auftrag des Vorstands Haifa. Nach ihrer Rückkehr rieten sie, die Vorstellungen Hardeggs für die Haifaer Kolonie anzunehmen.Hardegg plante eine Straße entlang der schon erworbenen Grundstücke, die sich 15 Minuten außerhalb der bisherigen Stadt befanden, zu bauen. Es sollten zunächst auf jeder Seite der Straße fünf Häuser entstehen. Um den Siedlern während des Sommers Schatten spenden zu können, sollten zudem entlang der Straße Bäume gepflanzt werden.1870 zählte die Kolonie bereits 14 Häuser und 120 Siedler. Anfänglich beschäftigten sich die Siedler hauptsächlich mit Landwirtschaft und Weinbau. Doch recht schnell erkannte man die Notwendigkeit des Ausbaus der Infrastruktur und die Möglichkeiten, die sich daraus boten. So waren es die in Haifa lebenden Templer, die einen Kutschendienst zwischen Haifa und Akko einrichteten und mit Unterstützung des lateinischen Klosters zu Nazaret und einiger arabischer Großgrundbesitzer die Verbindung zwischen Haifa und Nazaret ausbauten und für Kutschen befahrbar machten. 1875 war die Straße fertig und die Templer richteten einen für sie lukrativen Kutschendienst ein, der Touristen und Pilger nach Nazaret brachte. Das Karmelhotel wurde als erstes, damaligen Vorstellungen entsprechendes modernes Hotel in Haifa errichtet. Doch eine der wichtigsten Entscheidungen der Haifaer Tempelgemeinschaft wurde im Jahre 1872 gefasst. Eine Mole sollte als Verlängerung der Straße in der Templerkolonie gebaut werden. Bis zu diesem Zeitpunkt war Jaffa der einzige Hafen Palästinas. Da große Schiffe, wie Passagierschiffe, nicht in den Hafen einfahren konnten, mussten alle Passagiere in kleinen Fischerbooten übergesetzt werden. Für die örtliche Bevölkerung war das ein einträgliches Geschäft. Friedrich Keller war von 1878 bis 1908 kaiserlicher Vizekonsul in Haifa. Sein Hauptverdienst war es, dass nach langem Streit mit den osmanischen Behörden und den Karmelitermönchen die deutsche Siedlung auf den Berg Karmel ausgedehnt werden durfte. Jaffa Nur drei Monate nach Gründung der Haifaer Tempelgemeinde bot sich bereits die Gelegenheit, auch in Jaffa eine Gemeinde zu gründen. Fünf Gebäude einer ehemaligen amerikanischen Adventisten-Kolonie konnten durch Vermittlung des Kaufmanns Peter Martin Metzler erworben werden. Da zu den Gebäuden unter anderem das Hotel Jerusalem mit 19 Zimmern, ein Krankenhaus mit Apotheke sowie eine Dampfmühle gehörten, konnten die Kolonisten in Jaffa schnell Dienste für die ortsansässige Bevölkerung und für Pilger anbieten. Neben dem Hotel Jerusalem wurde das Hotel du Parc des Barons Plato von Ustinow eröffnet. Gegen Ende des Jahres 1870 zählte die Templerkolonie zu Jaffa bereits 110 Einwohner. Zu Beginn bildete das Hotel eine wesentliche Einnahmequelle der Templer zu Jaffa. Jaffa war damals der wichtigste Hafen Palästinas und fast alle Pilger ließen sich in Jaffa ausschiffen, um ihre Reise ins Landesinnere fortzusetzen. Daher waren die Kutschfahrten vom Hafen Jaffas vor allem nach Jerusalem und Transporte von Obst aus den eigenen Plantagen zum Hafen wichtige Einnahmequellen. Wie rentabel die Personentransporte waren, zeigt die Tatsache, dass man 1875 eine eigene Gesellschaft für die Personenbeförderung gründete. Diese Gesellschaft schloss noch im selben Jahr einen Vertrag mit der Agentur Cook ab. Danach sollten die Templer alle Fahrten für Cook durchführen. Mit der Ausweitung des Transportwesens erlebten auch Wagenbau und -reparatur einen Aufschwung. Auch Araber erkannten die Verdienstmöglichkeiten durch die Transporte und gründeten eigene Unternehmen. Sie kauften ihre Kutschen und Wagen in Deutschland. Das Hotel der Templer wurde erweitert und ein Kaufhaus errichtet, in dem u.a. wohlhabende Araber einkauften. 1886 erweiterte man die erste Siedlung um die nördlich gelegene Siedlung Walhalla. Dort bildete sich um die Eisengießerei und Maschinenfabrik der Brüder Wagner aus Mägerkingen eine bedeutende Kleinindustrie. Ein weiterer Industriebetrieb war die Zementfabrikation der Gebrüder Wieland aus Bodelshausen. 1904 wurde die Immanuelkirche eingeweiht, welche von dem Architekten Paul Ferdinand Groth entworfen wurde. Sarona Am 18. August 1871 erwarb die Templergesellschaft nahe dem Fluss Jarkon Land. 1872 kamen die ersten Siedlerfamilien nach Sarona. Doch verhinderte die Malaria einen raschen Ausbau der Kolonie. 1873 galt die Malaria in der Umgebung als besiegt. Die Siedler hatten Eukalyptusbäume gepflanzt und die Sümpfe der Umgebung trockengelegt. Doch hatte die Krankheit bis zu diesem Zeitpunkt viele Opfer gefordert. So gab es im Jahre 1875 erst 80 Siedler in Sarona. Haupteinnahmequelle Saronas war die Landwirtschaft. Wenige fanden bei der Personenbeförderungsgesellschaft der Kolonie Jaffa Arbeit. Nach der Ausweisung der Templerdeutschen aus dem neuen Staat Israel 1950 wurde aus Sarona Hakirya, von 1948 bis 1955 der erste Regierungssitz Israels und heute ein Wohnviertel von Tel Aviv. Ein Teil der Gebäude ist noch zugänglich; sie befinden sich an der Kaplanstraße kurz vor der Einmündung in die Petah-Tiqvah-Road. Der größte Teil der ehemaligen Templersiedlung lag über Jahrzehnte im Sperrgebiet des Verteidigungsministeriums. Immer noch befindet sich der zweite Amtssitz des Regierungschefs in einem der dortigen zwölf von rund einhundert ehemaligen Templerhäusern. Jerusalem Schon zu Beginn der 1870er Jahre zogen einige Templer nach Jerusalem. Jerusalem war jedoch weit davon entfernt eine Templerkolonie zu werden. Daran änderte auch der Erwerb von Grundflächen außerhalb der Altstadt am oberen Ende der Rafaiterebene im Jahre 1873 und den darauffolgenden Jahren nichts. Auch die Überlegungen der Tempelführung zu diesem Zeitpunkt, die Leitung der Gesellschaft nach Jerusalem zu verlegen, zeigte keine Wirkung. Zwar gab es 1875 rund 100 Templer zu Jerusalem. Von einer „Kolonie“ konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesprochen werden, obwohl es das Ziel der Auswanderung war, einen geistigen Tempel in Jerusalem zu errichten. 1878 wurde die Leitung der Tempelgesellschaft und der Sitz des Tempelstifts, einer Ausbildungsstätte für junge Templer, von Jaffa nach Jerusalem verlegt. Dies zog viele Templerfamilien nach Jerusalem, so dass sich eine Kolonie etablieren konnte. Dieser Schritt nach Jerusalem bedeutete den ersten Abschluss der ersten Phase der Besiedlung Palästinas durch die Templer. Wilhelma, Betlehem-Galiläa, Waldheim 1902 wurde in der Nähe von Jaffa die Kolonie Wilhelma errichtet. 1906 wurde in Galiläa bei Nazareth Siedlungsland erworben und auf diesem die Kolonie Betlehem-Galiläa, heute Beit Lehem HaGlilit, errichtet. Beide Siedlungen, zunächst Wilhelma, das heute Bnei Atarot heißt, und später auch das nur zögernd erschlossene Betlehem entwickelten sich zu landwirtschaftlichen Mustersiedlungen. In Wilhelma ließen sich neben den Templern mennonitische Templer aus Südrussland nieder. Eine dritte Siedlung, Waldheim, die in unmittelbarer Nähe des württembergischen Betlehem gelegen war, wurde von der deutschen evangelischen Gemeinde Haifa gegründet, die sich von der Tempelgesellschaft abgespaltet hatte; sie erfuhr dabei Hilfe durch die Gesellschaft zur Förderung der deutschen Ansiedlungen in Palästina m.b.H. mit Sitz in Stuttgart. Der Bestand dokumentiert die Geschichte der deutschen Siedler in Palästina wie auch die politischen Konflikte im Siedlungsgebiet im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Der Bestand umfasst 144 Verzeichnungseinheiten mit ca. 3,5 lfd. m. Im April 2016 Peter Bohl

Bewertung, Vernichtung und Terminierung

Zuwächse

Ordnung und Klassifikation

Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart
(Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Verbands- und Familienarchive

Bedingungen des Zugriffs- und Benutzungsbereichs

Benutzungsbedingungen

Reproduktionsbedingungen

In der Verzeichnungseinheit enthaltene Sprache

Schrift in den Unterlagen

Anmerkungen zu Sprache und Schrift

deutsch

Physische Beschaffenheit und technische Anforderungen

Bereich Sachverwandte Unterlagen

Existenz und Aufbewahrungsort von Originalen

Existenz und Aufbewahrungsort von Kopien

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Alex Carmel, Die Siedlungen der württembergischen Templer in Palästina 1868-1918 : ihre lokalpolitischen und internationalen Probleme, 3. Auflage Stuttgart 2000.

Verwandte Beschreibungen

Bereich "Anmerkungen"

Anmerkung

Alternative Identifikatoren/Signaturen

Zugriffspunkte

Zugriffspunkte (Ort)

Zugriffspunkte (Name)

Zugriffspunkte (Genre)

Bereich "Beschreibungskontrolle"

Identifikator "Beschreibung"

labw-1-3319

Archivcode

Benutzte Regeln und/oder Konventionen

Status

Erschließungstiefe

Daten der Bestandsbildung, Überprüfung, Löschung/Kassierung

Sprache(n)

Schrift(en)

Quellen

Anmerkung des Archivars/der Archivarin

Bereich Zugang