Bestand SN101 - Koernicke, Max

Bereich "Identifikation"

Signatur

SN101

Titel

Koernicke, Max

Datum/Laufzeit

  • 1800 - 1957 (Creation)

Erschließungsstufe

Bestand

Umfang und Medium

Bereich "Kontext"

Bestandsgeschichte

Max Koernicke (1874-1955), BotanikerMaximilian Walther Koernicke (eigentlich Körnicke) wurde am 27. Januar 1874 als Sohn des Bonner Botanikprofessors Friedrich August Körnicke (1828-1908) und dessen Ehefrau Agnes Maria Elise geb. Kloss in Bonn geboren.Nach Besuch des Königlichen Gymnasiums (Beethoven-Gymnasium) immatrikulierte sich ‚Max Koernicke im Sommersemester 1893 zunächst für das Studium der Medizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Bereits im darauffolgenden Wintersemester wechselte er jedoch zu den Naturwissenschaften und dem Fachgebiet der Botanik, innerhalb dessen sich Koernicke auf ein breites Gebiet zwischen klassischer Museumsbotanik und der von den Botanikern Eduard Strasburger, Fritz Noll, Heinrich Schenck und Andreas Franz Wilhelm Schimper vertretenen modernen Zytologie verlegte. Erste Gelegenheiten zu praktisch-wissenschaftlicher Umsetzung dieses fach(grenzen)übergreifenden Ansatzes boten eine Assistentenstelle am Botanischen Museum der Universität Göttingen (Sommersemester 1896) und schließlich eine langjährige Assistenz von 1896 bis 1908 am Botanischen Garten der Universität Bonn. Hier war Koernicke als Promotionsstudent für den Bonner Zytologen Eduard Strasburger (1844-1912) tätig, bei dem er 1897 mit einer Arbeit über die Erforschung der Weizenchromosomenzahl promovierte. Die u. a. während eines Gastaufenthaltes in Kiel bei Walther Flemming gewonnenen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Kern- und Zellstudien waren auch Thema der Ende 1901 vorgelegten Habilitationsschrift Koernickes sowie seiner Bonner Probevorlesung "Über die Centrosomen im Pflanzenreich". Mit Anerkennung der Habilitation durch die Landwirtschaftliche Akademie bzw. Hochschule Bonn-Poppelsdorf erhielt Koernicke dort ab 1902 eine Privatdozentur als Professor für Botanik. Nachdem er im Wintersemester 1903/04 bei dem renommierten Pflanzenphysiologen Wilhelm Pfeffer in Leipzig Erfahrungen mit dessen Arbeitsmethoden sammeln konnte, folgte Koernicke 1908 dem Ruf der Landwirtschaftlichen Akademie in Bonn-Poppelsdorf als Ordinarius und Direktor des Botanischen Institutes, dessen Leitung schon sein Vater in den Jahren 1867 bis 1898 innegehabt hatte. Das Institut erfuhr in den Folgejahren einen erheblichen Ausbau und Verbesserungen. So erfolgte 1913/14 der Aufbau eines dritten Stockwerks auf das naturwissenschaftliche Lehrgebäude an der Meckenheimer Allee, der Ausbau der Gewächshäuser sowie die Erweiterung des Geländes des landwirtschaftlich-botanischen Gartens. Gleichermaßen konnten Lehrmaterial und Sammlungen, Arbeitsmittel, Bibliothek und Herbarien erweitert und vervollständigt werden. Nicht wenige Sammlungsobjekte und Anschauungsmaterialien stammten von Koernicke selbst, der sie von seinen Forschungsreisen mitgebracht hatte. Zwischen 1906 und 1953 unternahm Koernicke insgesamt vier Tropenreisen. So eröffnete ihm das Buitenzorg-Stipendium des Reichskolonialamtes erstmals 1906/07 eine Reise nach Java, zu den Südmolukken, nach Ceylon (heute Sri Lanka) und nach Singapur. Auf dieser Reise, in deren Verlauf sich Koernicke erste detaillierte Kenntnisse zur überseeischen Flora aneignete, erwarb er auch die noch heute im Nachlass befindlichen acht farbigen Lithografien mit Landschaftsansichten von Indonesien nach Zeichnungen des Botanikers Franz Wilhelm Junghuhn. 1910 besuchte er wiederum Ceylon und reiste außerdem nach Südindien und Ägypten. Seine umfassendste Forschungsreise unternahm Koernicke 1933/34 mit Hilfe der Arthur-von-Gwinner-Stiftung zum Malaiischen Archipel über Java, Bali Celebes (heute Sulawesi), die Molukken, Sumatra und zum damals aktiven Anak Krakatau. Die Rückreise nutzte Koernicke zu einem mehrwöchigen Aufenthalt in Ägypten. Unter den mitgebrachten Sammlungsobjekten befand sich auch die von der Insel Sumatra stammende Knolle des Aracee Amorphophallus titanum, des Titanenwurzes, die Koernicke mit nach Bonn brachte. Am 21. April 1937 erblühte die 181 cm große Pflanze vom Bonner Publikum bewundert im Gewächshaus des Botanischen Gartens. Seine letzte Tropenreise nach Indonesien unternahm Koernicke 1953 als Präsident der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft mit einer Delegation des drei Jahre zuvor gegründeten Vereins. Finanziert und gefördert wurde die Reisen sowie Forschungsarbeiten Koernickes auch von privater Seite, so durch den Unternehmer Carl Duisberg (1861-1935), Generaldirektor des Leverkusener Chemiekonzerns Bayer, sowie durch Hugo Thiel (1839-1918), der sich als Ministerialdirektor im preußischen Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten um Entwicklungen auf dem Gebiet der deutschen Saatgutzucht bemühte. Koernicke unternahm auch einige Reisen nach Italien, die er in erster Linie für seine Akklimatisationsarbeiten nutzte. Die an der Bonner Landwirtschaftlichen Hochschule schon vor dem Ersten Weltkrieg federführend betriebenen Akklimatisierungsversuche zu Nutzpflanzen, insbesondere zur eiweißhaltigen Sojabohne, wurden im Zweiten Weltkrieg im Dienste von Politik und Kriegswirtschaft gezielt fortgeführt, so etwa auch der unter Koernickes Ägide erfolgte und vom Reichsforschungsrat finanzierte Versuch zur Züchtung winterharter Oliven für deutsche Anbaubedingungen. Tatsächlich ließen sich auf der Grundlage dieser noch über den Zweiten Weltkrieg hinaus weitergeführten Versuche einige, dem westeuropäischen Klima angepasste Züchtungen erzielen. Sehr früh schon, noch bevor man ihn als ausgewiesenen Kenner vor allem der tropischen bzw. südostasiatischen Pflanzenwelt schätzte, erhielt Max Koernicke Stellenangebote aus dem Ausland, die er jedoch sämtlich ablehnte. So erreichte ihn bereits 1905 das Angebot der peruanischen Regierung zur Gründung eines naturwissenschaftlichen Museums in Lima. Es folgte 1907 das Angebot eines deutschen Bankkonzerns zu einer Reise nach Brasilien zwecks Erkundung der Anbaubedingungen von Gerbstoffpflanzen sowie im selben Jahr eine Anfrage zur Leitung der Versuchsanstalten und des Botanischen Gartens in Viktoria (Kamerun). Nach dem Tod seines Lehrers Eduard Strasburger im Jahr 1912 übernahm Koernicke die Herausgabe der unter Strasburger und drei seiner Kollegen etablierten, noch heute als botanisches Standardlehrbuch geltenden Lehr- und Handbuchreihe des "Botanischen Praktikums" (das sogenannte "Bonner Lehrbuch", auch "Strasburger" bzw. "Viermännerbuch" genannt). 1922 heiratete Koernicke Hildegard Charlotte Maria geb. Cichorius (1898-?), Tochter des Klassischen Philologen und Bonner Professors bzw. späteren Universitätsrektors Konrad Cichorius (1863-1932). Aus der gemeinsamen Ehe gingen drei Kinder, Charlotte (geb. 1923), Hans Günther (geb. 1924) und Hildegard (geb. 1929), hervor. Nachdem Koernicke bereits 1919 zum ordentlichen Professor ernannt worden war und überdies seit 1923 als Honorarprofessor an der Philosophischen Fakultät der Bonner Alma Mater tätig war, wählte man ihn 1930 schließlich zum Rektor der Poppelsdorfer Hochschule, deren Eingliederung in die Bonner Universität als neue Landwirtschaftliche Fakultät vier Jahre später erfolgte. Bis zu seiner Emeritierung 1939 war Koernicke neben seiner Bonner Professur Direktor des Botanischen Instituts und Leiter des Botanischen Gartens in Bonn. Am 4. März 1955 starb er im Alter von 81 Jahren in Bad Honnef. Nicht nur auf den Gebieten der Zytologie und mikroskopischen Technik liegen die Forschungsleistungen Max Koernickes, der als einer der ersten versucht hatte, die Chromosomenzahl zu ermitteln. Heutige Erkenntnisse zur biologischen Dosierung beruhen nicht unwesentlich auf Koernickes Versuchen zur Wirkung von Radium und Röntgenstrahlen auf das Wachstum und die Entwicklung von Pflanzenzellen. Umfassend hat er zudem die Nutzbarmachung von Elektrizität im Gartenbau (Elektrokulturverfahren), so etwa bei seinen Versuchen zur Sojapflanze, untersucht. LITERATUR Kausch, Walter, Max Koernicke 1874-1955, Sonderabdruck aus den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft (2. Generalversammlungs-Heft) Bd. 77 (1964), S. 249-254 (mit Bild und Schriftenverzeichnis). - Ders., Art. "Körnicke, Max", in: Neue Deutsche Biographie 12 (1979), S. 392f.

Abgebende Stelle

Bereich "Inhalt und innere Ordnung"

Eingrenzung und Inhalt

Persönliche Papiere, wissenschaftliche Korrespondenz – auch seines Vaters Friedrich Körnicke [sic!] (1828-1908), ebenfalls Professor der Botanik in Bonn, desgleichen Unterlagen seines Schwiegervaters Conrad Cichorius – Forschungsreisen, Vorträge, Reden, Manuskripte, zahlreiche private und berufliche Fotografien

Bewertung, Vernichtung und Terminierung

Zuwächse

Ordnung und Klassifikation

Stadtarchiv Bonn

Bedingungen des Zugriffs- und Benutzungsbereichs

Benutzungsbedingungen

Reproduktionsbedingungen

In der Verzeichnungseinheit enthaltene Sprache

Schrift in den Unterlagen

Anmerkungen zu Sprache und Schrift

deutsch

Physische Beschaffenheit und technische Anforderungen

Findmittel

Bereich Sachverwandte Unterlagen

Existenz und Aufbewahrungsort von Originalen

Existenz und Aufbewahrungsort von Kopien

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Beschreibungen

Bereich "Anmerkungen"

Alternative Identifikatoren/Signaturen

Zugriffspunkte

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Bereich "Beschreibungskontrolle"

Identifikator "Beschreibung"

Archivcode

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Status

Erschließungstiefe

Daten der Bestandsbildung, Überprüfung, Löschung/Kassierung

Sprache(n)

Schrift(en)

Quellen

Bereich Zugang