Bestand Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 2/48 - Nachlässe Rudolf von Gansser sen. und Rudolf Gansser jun.

Bereich "Identifikation"

Signatur

Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 2/48

Titel

Nachlässe Rudolf von Gansser sen. und Rudolf Gansser jun.

Datum/Laufzeit

  • 1825-1914 (Anlage)

Erschließungsstufe

Bestand

Umfang und Medium

70 Büschel, 276 Fotoglasplatten (2,69 lfd. m)

Bereich "Kontext"

Bestandsgeschichte

Überlieferungsgeschichte Eingekommen am 08.5.2017 von Prof. Dr. Heinrich Dauber, Hohe Str. 32, 34376 Immenhausen 1. Zu den Personen Rudolph Gansser sen. und Rudolph Gansser jun.: Wilhelm Friedrich Rudolf von Gansser wurde am 16.10.1829 als Sohn des Schulmeisters Johann Wilhelm Gansser und seiner Frau Katharina, geb. Schaeffer in Lauffen geboren. Er wurde zunächst Kameralamtsgehilfe. Seine militärische Karriere begann 1850 mit der Zuteilung zum 4. Reiterregiment, in dem er 1851 zum Rottenmeister und 1852 zum Fourier avancierte. 1859 wurde er zum Leutnant dieses Regimentes befördert. Nach dem Studium der für den höheren Militärverwaltungsdienst vorgeschriebenen Fächer an der Universität Tübingen 1861-1862 legte er Oktober 1863 die höhere Militärverwaltungsdienstprüfung ab. 1864 wurde er auf das Revisorat des Kriegsministeriums kommandiert und im folgenden Jahr als Bataillonsquartiermeister zum 3. Jägerbataillon versetzt. Gansser nahm am Preußisch-österreichischen Krieg von 1866 und am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. 1866 avancierte er zum Regimentsquartiermeister im 3. Reiterregiment, ging später aber wieder in sein altes Bataillon zurück. Auf seinen Wunsch hin wurde ihm 1870 die Gradauszeichnung des Hauptmanns zugesprochen und er als Regimentsquartiermeister zum 4. Infanterieregiment versetzt. Im gleichen Jahr wurde er Kriegskommissär für die Felddivision, 1872 Intendantur-Sekretär und 1874 dann Mitglied bei der Intendantur des XIII. kgl. württembergischen Armeekorps. 1886 erfolgte seine Beförderung zum Oberkriegsrat und 1888 wurde er Referent im Kriegsministerium. Im Jahr 1900 wurde er unter Verleihung des Titels Ministerialdirektor in den Ruhestand versetzt. Rudolf Gansser erhielt für seine militärischen Verdienste zahlreiche Ehrungen: 1867 die Kriegsgedenkmünzen, 1871 das Ritterkreuz II. Klasse, 1888 das Ehrenritterkreuz des Ordens der württembergischen Krone und 1889 die Erinnerungsmedaille in Silber, 1898 das Kommenturkreuz II. Klasse des Friedrichs-Ordens, 1897 die Erinnerungsmedaille aus erbeuteter Kanonen-Bronze und 1899 den roten Adler-Orden dritter Klasse. Seit 1865 war Gansser mit Josefine Therese Leipprand, Tochter des Stadtarztes in Lauffen, verheiratet. Das Ehepaar hatte 8 Kinder: die Söhne Rudolf, Hans und Konrad sowie die Töchter Josefine, Klara, Hedwig, Gertrud und Louise. Zwei weitere Söhne verstarben früh. Ein Bruder Ganssers, Karl (1840-1890), war Hauptmann in der württembergischen Armee und beteiligte sich ebenfalls am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 (Personalakte M 430/1 785a). Zwei der drei Söhne Ganssers, Rudolf und Konrad (geb. 1882, Personalakte M 430/2 580) traten wie der Vater eine Militärlaufbahn an, die vom Vater protegiert wurde. Wilhelm Friedrich Rudolf Gansser jun. war das älteste Kind Ganssers und wurde am 26.04.1866 in Wiblingen geboren. Er besuchte das Eberhard-Ludwig-Gymnasium in Stuttgart, anschließend eine preußische Offiziersschule und legte vor einer preußischen Kommission die Militärprüfung ab. Im Dezember 1885 trat er in württembergische Dienste, zunächst als Leutnant im Infanterie-Regiment Kaiser Friedrich König von Preußen (7. württembergisches) No. 125, seit 1893 als Premierleutnant. 1896 wurde Gansser zur kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika versetzt, wo er November 1896 - November 1899 in West-Usambara die trigonometrische Landesvermessung durchführte. Vom 31.01.1900 bis 2.08.1902 war er ein zweites Mal in Deutsch-Ostafrika, jetzt als Kompaniechef und Bezirkschef von Tabora (im Landesinneren). 1902 wurde er zum Hauptmann befördert. Hiernach unternahm er eine sechsmonatige Weltreise. Sie begann in Daressalam, führte ihn über den Seeweg nach Indien und Ceylon, wurde fortgesetzt über Malaysia, Singapur und Java und durchstreifte China und Japan, von wo aus Gansser nach Amerika übersetzte und den nordamerikanischen Kontinent durchquerte. Von New York aus fuhr er mit dem Schiff nach Hamburg. Anschließend trat er wieder in den württembergischen Militärdienst, bis er 1904 zur kaiserlichen Schutztruppe in Südwestafrika abkommandiert wurde, um am Feldzug gegen die aufständischen Hereros teilzunehmen. Schon am 11.8. fiel er in der ersten bedeutenden Schlacht am Waterberg. Auch Rudolf Gansser jun. erhielt zahlreiche Ehrungen für seine Verdienste: 1891 die Zivilverdienst-Medaille, 1899 das Ritterkreuz des großherzoglichen Greifenordens durch Johann Albrecht Großherzog von Mecklenburg, und das Ritterkreuz des Friedrichordens, 1900 den Ritterorden zweiter Abteilung des Hausordens der Wachsamkeit durch Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach sowie die Erinnerungsmedaille aus erneuerter Kanonen-Bronze. 2. Über den Bestand und seine Bearbeitung: Der vorliegende Bestand umfasst die Nachlässe von Vater und Sohn. Da der Vater den Sohn überlebte und dessen Unterlagen an ihn gefallen waren, kann man auch von einem Nachlass sprechen. Obgleich an vielen Stellen von der Familie Gansser die Rede ist, meistens aber nur am Rande, handelt es sich nicht um ein Familienarchiv. Das Militärische steht bei beiden Nachlassern an erster Stelle, beim Sohn noch ergänzt um Unterlagen über seine Weltreise und aus der Kolonialverwaltung. Besonderen Wert kommt den Briefserien zu. Bedingt durch die Trennung infolge der Feldzüge von 1866 und 1870/71 beim Vater bzw. durch die Afrikaaufenthalte und die Weltreise beim Sohn liegt eine vergleichsweise dichte Korrespondenz mit der Familie vor. Die Briefserien des Vaters sind nicht sauber getrennt und halten auch provenienzfremde und falsch eingeordnete Briefstücke. Nach der Heftung der Unterlagen konnte aber keine Bereinigung bei der archivischen Bearbeitung durchgeführt werden. Stattdessen wurde im Enthält-Vermerk auf solches fehlgeordnete Material besonders verwiesen, um es auffindbar zu machen. Die Briefe sind, in einigen Fällen schon vor der Versendung, durchnummeriert worden. Sie dienen immer auch der Kontakterhaltung mit der Familie, häufig werden auch geschäftliche Dinge, die zuhause zu erledigen sind, angesprochen und geregelt. Die Briefe nach Hause dienen keineswegs ausschließlich der Information über den Kriegsverlauf oder der Situation in Deutsch-Ostafrika. Oft erfolgt auch die Versicherung des Wohlergehens trotz der ungewöhnlichen und gefährlichen Situation zur Beruhigung der Angehörigen. Der Sohn hinterließ einige Tagebücher aus der Zeit in Deutsch-Ostafrika und von der Weltreise, die eine gute Ergänzung der in den Briefen den Eltern anvertrauten Informationen darstellen. Sie sind in den Tagebüchern detaillierter und chronologisch dichter. Hohen Dokumentationswert haben die Fotografien Rudolf Ganssers jun., die er selbst in Afrika angefertigt hat und mit denen seine Schilderungen in den Tagebüchern bzw. den Briefen bildlich ergänzt werden. Die Unterlagen wurden Mai 2017 von einem Enkel der Luise Pfleiderer, geb. Gansser, einer Schwester von Rudolf Gansser jun. zur Archivierung überlassen. Die Ordnung und Verzeichnung durch den Unterzeichneten schloss sich unmittelbar an, wurde jedoch durch die Digitalisierung der zum Bestand gehörenden Fotoglasplatten verzögert. Wegen der besonderen Bedeutung wurden die Briefserien und Tagebücher besonders tief erschlossen und in den Enthält-Vermerken Stichworte und besondere Betreffe ausführlich angegeben. Bei der Erschließung der Bilder war die Glasplattenbeschriftung sehr hilfreich. Diese befindet sich teilweise auf den Glasplatten selbst oder auf den einzelnen Schachteln. Die Beschriftung stammt nicht von Rudolf Gansser selbst, sondern wohl von einer eng verwandten Person, da Rudolf Gansser als "Rudolf", also in der dritten Person Singular, angesprochen wird. Einen Hinweis auf den Autor könnte Schachtel Nr. X[II] mit der Aufschrift "Diapositive von Schwager Rudolf" enthalten. Das dürfte auch für andere Schachteln gelten, denn die Schrift zeigt sich auch auf andern Beschriftungen. Demnach müsste ein Schwager oder eine Schwägerin die Glasplatten nach dem Tod Ganssers geordnet und beschriftet haben. Diese Beschriftung wurde bei der Verzeichnung wortwörtlich als Zitat übernommen. Zusätze oder eigene Beschriftungen sind in eckige Klammern [ ] gesetzt. Der Bestand Q 2/48 "Nachlässe Rudolf von Gansser sen. und Rudolf Gansser jun." hat eine Laufzeit von 1825-1914 und umfasst 70 Archiveinheiten in ca. 2 lfd. m. Stuttgart im Mai 2018 Dr. Peter Schiffer 3. Literatur: Personalakten Rudolf von Gansser sen.: HStAS M 420/5 Bü 683 und M 430/5 Bü 685 Q 2/48_Bü 6, Personalia Rudolf Gansser, Oberkriegsrat in Stuttgart Personalakten zu Rudolf Gansser jun.: HStAS M 430/1 Bü 786 Q 2/48_Bü 30 Personalakten für Rudolf Gansser (1866-1904) "Nicht als Abentheurer bin ich hierhergekommen ...": 100 Jahre Entwicklungs-"Hilfe"; Tagebücher und Briefe aus Deutsch-Ostafrika 1896-1902, hg. von Heinrich Dauber, Frankfurt/M.: Verl. für Interkulturelle Kommunikation, 1991

Abgebende Stelle

Bereich "Inhalt und innere Ordnung"

Eingrenzung und Inhalt

Bewertung, Vernichtung und Terminierung

Zuwächse

Ordnung und Klassifikation

Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Sonstige Nachlässe

Bedingungen des Zugriffs- und Benutzungsbereichs

Benutzungsbedingungen

In der Verzeichnungseinheit enthaltene Sprache

  • Deutsch

Schrift in den Unterlagen

Anmerkungen zu Sprache und Schrift

deutsch

Physische Beschaffenheit und technische Anforderungen

Bereich Sachverwandte Unterlagen

Existenz und Aufbewahrungsort von Originalen

Existenz und Aufbewahrungsort von Kopien

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Beschreibungen

Bereich "Anmerkungen"

Anmerkung

Alternative Identifikatoren/Signaturen

Zugriffspunkte

Zugriffspunkte (Thema)

Zugriffspunkte (Ort)

Zugriffspunkte (Name)

Zugriffspunkte (Genre)

Bereich "Beschreibungskontrolle"

Identifikator "Beschreibung"

labw-1-2574816

Archivcode

Benutzte Regeln und/oder Konventionen

Status

Erschließungstiefe

Daten der Bestandsbildung, Überprüfung, Löschung/Kassierung

Sprache(n)

Schrift(en)

Quellen

Anmerkung des Archivars/der Archivarin

Bereich Zugang